Kleine Begrüßung




Moin, moin!

Schön dass du auf unserem blog gelandet bist!


Aktuell berichten wir hier von unserem 1 jährigen Radabenteuer welches Ende Mai 2014 begann. Wir starteten in Hamburg und sind ganz grob gesagt in Richtung Osten, Südosten unterwegs. Der Plan ist es über Athen, die Türkei bis in den Südiran zu radeln und dann von Dubai aus einen Flieger nach Myanmar zu nehmen und dort weiter zu fahren. Doch Pläne sind zum ändern da...

Wenn man durch ferne Länder reist bekommt man automatisch mit dass in anderen Ländern andere, größere und tiefgründigere Probleme herrschen als wir sie aus Deutschland kennen. Wenn man diesen Menschen helfen möchte gibt es unserer Meinung nach 2 Möglichkeiten. Entweder man packt selbst aktiv mit an und versucht etwas zu bewegen, oder man wählt den bequemeren Weg und gibt den Menschen die die 1. Variante gewählt haben eine finanzielle Unterstützung. Auch wir haben uns für die 2. Möglichkeit entschieden und würden uns freuen wenn ihr "unser" Projekt unterstützt.
Bei Amnesty haben wir das Projekt ins Leben gerufen "Dani & Henne go east". Den Link findet ihr auf der rechten Seite unter der Überschrift "Brauchbare Links".


Doch nun wünschen wir einfach viel Spaß beim Verfolgen der Reise!!!

Freitag, 22. Februar 2013

10. Bericht: Uyuni - La Paz

12. 02. - 14. 02. 2013


Es folgte eine unerwartet kurze und schnelle Schlussetappe!

Mit leichtem Frust im Bauch stieg ich aufs Rad und begab mich auf den Weg Richtung Salar de Uyuni, welche auf dem Weg nach La Paz lag mit einem Abstecher von 10 km verbunden. Es ging auf derb schlechten Wegen (Waschbrett und Sand) erst zu einem der so genannten Salzhotels und von dort zu der weisen Fläche, die momentan jedoch mit verdammt viel Wasser bedeckt ist! Auch so sah es sehr beeindruckend aus, jedoch war ein Foto (mit Fahrrad und Salar) nicht möglich, da sich plötzlich mein verstimmter Magen wieder meldete und ich schnell von den Menschenmassen fliehen musste um mich zu erleichtern.










An diesem Tag fuhr ich insgesamt 55 km und hatte keine Lust in der Nacht von unerwartetem starken Regenfällen überrascht zu werden. Somit fragte ich in einem kleinen Dorf nach einer Möglichkeit geschützt zu schlafen. Ein Kiosk gewährte mir Unterkunft. Ich machte es mir gemütlich und schlief gut, leider wieder mit 2 Unterbrechungen wegen meines Magens. Am Abend fragte ich noch nach einer Toilette, doch die gab es nicht. Somit ging es nachts auf die freie Fläche neben dem Haus. Ein wenig fragte ich mich jedoch wo die Einheimischen alle ihr Geschäft verrichten?!
Ein wenig komisch war es, als die Kioskbesitzerin am nächsten Morgen 2 € von mir haben wollte, hab ich nicht ganz mit gerechnet und dachte, dass man so etwas dann vorher anmerkt. Hierbei geht es absolut nicht um das Geld, doch jemanden freundlich Aufnehmen und danach dann Geld verlangen?!





Zu den Öffnungszeiten des Kiosk musste ich verschwinden und war zeitig auf dem Rad. Nach einer gemütlichen Frühstückspause und insgesamt 12 km hielt ein LKW neben mir an und fragte ob ich mit fahren möchte.






Es ist immer eine Entscheidung in wenigen Augenblicken die deine weitere Reise bestimmt. Ich verspürte Lust mit zu fahren und lud mein Rad bei Fidel auf die leere Ladefläche. Fidel, ein 38 jähriger Bolivianer war sehr freundlich und wir tauschten uns viel aus. Er verdient ca. 400 € und hat für 12000€ eine 200 qm Wohnung in einem nicht so schönen Stadtteil (Alto) von La Paz für seine 5 köpfige Familie gekauft. Er ist zufrieden mit seinem Job und denkt, dass im Großen und Ganzen die Bolivianer ein zufriedenes Volk sind.
Es war eine holprige Fahrt. In einem Dorf fragten am Straßenrand stehende Einheimische ob sie ein Stück mitfahren können. Wir willigten ein, ich stieg auf Fidels Schlafebene und wir waren auf einmal zu 5. mit einigen großen Taschen im Führerhaus. Ich gab einige Brote aus, die zugestiegene Frau für jeden ein Getränk und wir ließen es uns gut gehen.





Nach einer 3/4 Std. waren wir wieder zu 2.. Auf der weiteren fahrt kamen wir durch Huari wo noch Karneval gefeiert wurde. Wir stiegen aus, gönnten uns ein traditionelles einheimisches Bier und weiter ging es auf asphaltierter Straße. Mittlerweile hatte sich entschieden, dass ich bis La Paz mitfahren werde.
Wir kamen an einer Therme vorbei und Fidel hielt an. Wir nahmen für 50 Cent ein warmes Bad. Doch auch hier wieder das gleiche "Problem". Ich fragte nach einer Toilette, doch es gab keine. Ich musste mich neben der Therme hinter ein paar Erdhügeln erleichtern.






Wir machten keinen weiteren Zwischenstopp mehr und fuhren bis abends um 11 Uhr durch bis nach Alto (La Paz).  Hier ließ mich Fidel an einer grossen Straße raus und fragte für mich unerwartet auch nach Geld. Dies empfand ich erneut etwas seltsam, da er mich ja nunmal angesprochen hatte ob ich bei ihm mitfahren möchte. Ich teilte mein ganzes Essen mit ihm, gab ihm ein Bier aus, so wie es sich gehört. Und nun verlangte er 10 $! Ich gab sie ihm, versuchte ihm aber auch meine Sichtweise zu erklären.
Des weiteren meinte er, direkt hier sei auch ein Hostel. Ich fragte mehrere Leute, jedoch gab es hier weit und breit kein Hostel. Meine nächtliche Odyssee ging dann ca. 45 Minuten bis ich in diesem unschönen Stadtteil eine Absteige gefunden hatte.
Für diese Nacht war es egal, ich wollte nur schlafen. Ja, LKW-Mitfahren ist auch anstrengend!
Somit war meine Ankunft in La Paz nicht wirklich angenehm, doch dies sollte sich am folgenden Tag ändern.






Nach einigem Kampf mit den hier üblichen Collectivos (Minibusse die Leute vom Straßenrand mitnehmen), die mich immer wieder schnitten und vor denen ich mich ganz einfach sehr in acht nehmen musste ging es raus aus diesem Stadtteil. Es ging auf eine für mich gesperrte "Stadtautobahn" und von hier gab es einen genialen Blick auf das im Tal liegende La Paz. Auch als absoluter "Nicht-Großstadt-Fan" war dies für mich überwältigend. Muss man mal gesehen haben.
La Paz stellte sich als nicht so hektisch heraus wie sein Vorort. Ab der 1. Abbiegung von der Autobahn fühlte ich mich recht wohl in dieser Stadt. Dies sollte sich vorerst auch nicht ändern. Ich fand ein gutes, recht partylastiges Hostel in dem die Nacht nicht die ruhigste war. Jedoch ist es hier möglich mein Rad für umsonst für die nächsten 5 Wochen unter zu stellen und meine Radtaschen sicher zu lagern.






Da ich keine Lust hatte 10 Tage in La Paz zu verbringen kaufte ich noch an diesem Tag ein Busticket nach Arica an die chilenische Küste. Der Plan war es hier ein wenig das Wellenreiten zu erlernen. Nach 14 stündiger Busfahrt kam ich mitten in der Nacht dort an. Am nächsten Morgen fand ich ein sehr angenehmes Hostel für meinen längeren Aufenthalt und buchte gleich eine Surfstunde für den Abend.
Es bockte sehr und gelang mir sogar 4 kleinere Wellen stehend hinter mich zu bringen. Für mich ein riesen Erfolg. Leider verknickte ich mir den Zeh und nun war erst mal 2 Tage Ruhe angesagt. Diese verbrachte ich unglaublicher Weise mit einem Stadtbummel, lesen und quatschen. Mein Buch, welches ich in 4 Monaten nicht einmal angerührt hatte wurde in einem Tag verschlungen.

Nun werden die letzten Berichte geschrieben und hoffentlich nochmal aufs Brett gestiegen!

Ich hoffe ganz stark, ihr alle hattet so viel Spaß beim Verfolgen meiner Reise wie ich auf ihr selbst! Vielleicht konnte ich ein paar Eindrücke aus den fernen Ländern vermitteln die ich hier hautnah erleben durfte. Vielleicht ist dem Ein oder Anderen auch klar geworden in welchem Wohlstand wir leben und kommt mit diesem Wissen noch eher auf den Gedanken denen zu helfen, die nicht das Glück hatten in einer Wohlstandsgesellschaft auf zu wachsen. Die beiden Länder Argentinien und Chile sind sehr gut entwickelt, auch wenn es hier Armut gibt. Doch in Bolivien ist das Bild schon sehr anders.
Vielleicht kann man durch solche hautnahen Berichte das denken des Ein oder Anderen ein wenig wandeln.
2 Organisationen für die ich selbst des Öfteren Spende seien hier erwähnt. Sie treten beide für Dinge ein, die für uns einfach nur selbstverständlich sind!!! Es wird Kindern in Not und Leid geholfen und für sauberes Wasser gesorgt.

Für uns ist beides völlig normal: FÜR ANDERE NICHT!!!

Vivaconagua



So, nun folgt noch ein wenig Statistik, die ich auch immer recht spannend finde!



Was hab ich auf dem Rad getrieben?!


Dauer der Reise: 113 Tage
Kilometer insgesamt: 5957 km mit 3 Platten
Zeit auf dem Sattel insgesamt: 433 Stunden
Höhenmeter insgesamt: 62300 m
Tage auf dem Rad: 78 Tage
Kilometer im Schnitt pro Radtag: 76 km
Kilometer im Schnitt pro Reisetag: 53 km
Meisten Km pro Tag: 172 km
Längste Zeit im Sattel pro Tag: 9 Stunden
Stunden im Sattel pro Radtag: 5,4 Stunden
Durchschnittliche Geschwindigkeit: 13,75 km/h
Längste Zeit ohne Ruhetag: 14 Tage mit 1087 km
Höhenmeter pro Radtag: 800 m 
Meisten Höhenmeter pro Tag: 1900 m

Insgesamt hab ich pro Woche 27 Stunden auf dem Rad verbracht!


Andere Fortbewegungsmittel:

-1260 km Bus
-750 km LKW
-300 km Auto
-4 Fähren
-4 km zu Fuß



Wo schlief ich?!

Hostel: 43 = 38 %
Freie Wildbahn: 26 = 23 %
Campingplätze: 13 = 12 %
leerstehende Häuser: 7 
Feuerwachen: 6
bei Einheimischen: 5 
Bushaltestellen: 5
bei Einheimischen im Garten: 3
Grenzstationen: 2
Wassergraben: 1
Bauröhre: 1
Bus : 1

Insgesamt haben die bezahlten Übernachtungen zum Ende hin mit 0,5 % gewonnen. Fast hätte es ein Unentschieden gegeben!



Verlorene Dinge:

-Uebersetzungsbuch
-Danis Handschuh
-2 Messer
-Brille
-Crocs
-Zahnbürste
-Fronttasche die ich wieder fand



Meine Spaghetti-Statistik.  Sofern ich nicht in einer Stadt war, oder irgendwo eingeladen wurde gab es bei mir abends immer Spaghetti mit Tomatensauce, und zwar  61 x = 54 % von allen Reisetagen.




Es war mir eine Freude euch von meiner Reise erzählen zu können und war überrascht wie viele Freunde, Verwandte, alte oder auch entfernte Bekannte sich für mein Abenteuer interessiert haben.  

Doch dieses Interesse hat mich jedes mal motiviert mich vor den Rechner zu setzen und bei schönstem Wetter die Zeit an der Tastatur im Internetcafé zu verbringen.

Danke für die Kommentare und Rückmeldungen die ihr mir gegeben habt! Es ist sehr wertvoll, gerade wenn man allein unterwegs ist!

Die Reise war bisher meine längste, größte und wahrscheinlich Prägenste. Viele Menschen lernte ich kennen. Sie wiesen mir den Weg, ich durfte bei Ihnen duschen, wohnen, essen mich mit ihnen unterhalten und durch sie reicher an Erfahrung werden. 
Ein verdammt schönes Gefühl auf so unendlich viel Gastfreundschaft zu treffen!

Niemals zuvor war ich in solchen Höhen und in wunderbarer Einsamkeit kombiniert mit atemberaubender Natur! Eines meiner bisher schönsten "Radabenteuer" ist nun zu Ende und im Kopf schwirren diverse Nachfolger!
Doch die sollen wenn zu 2. statt finden und bedürfen noch der Zustimmung meiner Dani!


Ja; ich glaube man wird süchtig, süchtig nach all diesen wunderbaren, unvergesslichen Erlebnissen die man im Alltag NIE erleben würde!!!

Wer Fragen, Verbesserungsvorschläge zu dieser Seite etc. hat oder mir etwas mitteilen möchte, jedoch keine Lust hat sich hier an zu melden, der nutze

hennenor@googlemail.com


 
Sobald es wieder los geht werdet ihr hier von mir lesen!





Montag, 11. Februar 2013

9. Bericht: San Pedro de Atacama - Uyuni

30. 01. - 11. 02. 2013

Gestern schrieb ich den Blog fertig und heut war der Plan noch einige Bilder hoch zu laden. Es ist wohl eine der beschissensten Dinge passiert (gesundheitliche Sachen mal ausgeschlossen) die passieren können. Meine SD-Karte samt Adapter ist nicht mehr auf zu finden. Die Hoffnung stirbt zuletzt, doch kurz vorm heulen bin ich trotzdem. Welch ein Glück, dass ich diesen Blog schreibe und somit einige Bilder quasi gesichert sind!

Viel ist passiert in nur einer guten Woche!

Am Abend des 30. Januar wollte ich in das "Valle de la luna", einer der angeblichen Höhepunkte dieser Stadt. Zum Sonnenuntergang plante ich dort zu sein. Zuerst schlug ich den falschen Weg ein und als ich letztendlich am Parkeingang ankam meinte die gute Frau es sei bereits geschlossen. Nach kurzem Wortwechsel fuhr ich einfach weiter, doch im Hinterherrufen drohte sie mit der Polizei. Das war es mir dann doch nicht wert. Dass einem einfach die Natur vorenthalten wird, ätzend!
Wie es immer so ist, haben die negativen Dinge auch immer was positives! Dort am Parkeingang lernte ich Pamela und Christopher kennen. 2 Chilenen, die nur für einen Abend aus dem 100km entfernten Calama nach San Pedro kamen und am nächsten Morgen dort wieder arbeiten mussten. Wir verbrachten einen witzigen Abend zusammen und gingen auf eine recht weit außerhalb liegende Party und waren bis 4 Uhr unterwegs.




Somit war mein geplantes frühes Loskommen nicht möglich und ich befand mich ein bisschen beduselt um 11 Uhr auf meinem Rad! Ich fuhr in Richtung der Geysire de Tatio, dem höchsten Geysirfeld der Welt (4300m). Ich kletterte 1900 m bergauf und war abends dementsprechend schlapp. Ich fand eine perfekte Nächtigungsmöglichkeit. Eine leerstehende Unterkunft von Bauarbeitern bot mir für diese Nacht Unterschlupf. Auf dem Weg traf ich eine Frau, die zum einkaufen nach San Pedro zu Fuß unterwegs war. Sie meinte sie möchte Brot und Zucker kaufen und sei dafür einen Tag und eine Nacht unterwegs, unglaublich!


























Da ich das Spektakel der Geysire natürlich mitbekommen wollte musste ich am nächsten Morgen früh raus. Um halb 4 klingelte der Wecker, damit ich die restlichen 35 km noch bis um 7 Uhr hinter mich bekam. Es wurde noch sehr knapp, da ich die letzten 10km auf einem unglaublich schlechtem Weg zurück legen musste. Oben angekommen froren mir fast die Finger ab. Jedoch lohnte sich das frühe Aufstehen, ich sah die Geysire sprudeln und nahm danach ein Bad in einer heißen Quelle! Bei einer Betreiberin schnorrte ich mir etwas Butter und bekam sogar noch eine Cola geschenkt. Sie verriet mir, dass in den letzten 2 Jahren ganze 3 Radfahrer hier oben waren.






Leider musste ich über den gleichen (schlechten) Weg wieder zurück und fuhr in Richtung Chiu-Chiu einer Oasenstadt inmitten der Wüste. Der weitere Weg sollte leider nicht besser sein und ich musste wegen sandigem Untergrund und heftigen Anstiegen ca. 2 km schieben und legte nach jeweils 30 m eine Pause ein um Luft zu holen. Zudem waren meine Beine von den 1900 Höhenmetern vom Vortag verdammt schlapp. Der Weg wurde wieder eine Straße und ich radelte bis abends 17 Uhr. Ich fand erneut ein leerstehendes Haus in dem ich mein Zelt windgeschützt aufbauen konnte. Des weiteren schützte es mich vor jeglichen Lebewesen die hier wohnten. Ich las, dass in dem 10km entfernten Caspana zu dieser Zeit ein sehr traditionelles Karnevalsfest ist, hatte jedoch keine Energie und Motivation in dieses Sackgassendorf zu fahren.




















Vom Getrommel aus Caspana wurde ich geweckt und ich entschied doch dorthin zu fahren. Ich folgte einem Straßenschild auf schlechtem Weg und traf nach 2 km auf eine asphaltierte Straße. Da ich nicht wusste in welche Richtung ich nun musste hielt ich ein Auto an. Anna, Nicolas und Maury hielten an und boten mir an mich und mein Drahtesel mit zu nehmen. Diesmal konnte ich das Angebot nicht ablehnen. Am nächsten Morgen wollten sie in die perfekte Richtung und ich fragte ob sie mich die 70 km mitnehmen können. Sie sagten mit einer Selbstverständlichkeit dass es kein Problem sei.
Wir verbrachten einen unglaublichen Tag in diesem kleinen Bergdorf und ich bekam ein traditionelles Spektakel von Tanz, Musik und Gastfreundschaft geboten. Man bekam in der Festhalle ein Essen, Wein sowie Popcorn für umsonst! Unter anderem wurde mit "Lammhälften" getanzt und andere mussten unter den hoch gehaltenen Hälften hindurch laufen. Doch so wie ich heraus fand ist hier so gut wie jedes Fest mit einer kirchlichen Veranstaltung verbunden.
Ein wenig Hurricane-Festival-Stimmung war hier trotzdem zu entdecken. Die aufgebauten Schlafstätten mit den umherlaufenden, betrunkenen Menschen mit Bierdosen in der Hand erinnerten mich daran.






































Ausschlafen war angesagt und um 11 Uhr ging es mit den dreien im Pick-Up nach Chiu-Chiu. Wie schnell doch 70km rum sein können?¿!
Weiter ging es von diesem Städtchen in Richtung Norden. Es war recht triste Landschaft und als Schlafplatz gab es an diesem Tag eine Bauröhre. Der Wind und der Regen konnten mir hier nix. Zwar war es etwas beengt, doch für eine Nacht nicht so schlimm!






















Geweckt wurde ich von einem Zug. Gestern dachte ich noch dass auf dieser einsamen Bahnlinie bestimmt kein Zug mehr fährt, wohl getäuscht!
Mit leicht verdrehte, Rücken ging es rauf auf 4000 m zum Pass Ascotan. An dem dortigen Polizeiposten fragte ich nach der Passierbarkeit meines weiteren geplanten Weges. Der Polizeibeamte musste mich leider enttäuschen. Die von mir nicht wirklich eingeplante Regenzeit machte mir erneut einen Strich durch die Rechnung. Der Weg durch die chilenischen Anden war durch heftige Regengüsse und Schnee unpassierbar. Somit war klar, dass ich in 2 Tagen in Bolivien einreisen werde.

Ich traf auf eine frisch asphaltierte, jedoch noch gesperrte Straße. Es war jedoch zu verlockend sie zu befahren. Also widersetzte ich mich der Beschilderung und wie sollte es anders sein, nach 200 m kam ein Kleinbus hinter mir her. Was denkt man sich in dem Moment?! "Bestimmt wollen die mich nun zu recht weisen". Doch Carlos hatte anderes im Sinn. Er lud mich auf ein Mittagessen in der Kantine der dortigen Arbeiter ein.
Mit vollem Bauch ging es vorbei an der wundervollen Salar de Socaire in der Flamingos hausen. Auf dem weiteren Weg fragte ich einen Straßenarbeiter wie weit es noch nach Ollaguee sei. Er meinte: 7 km. Nach 25 km auf schlechtem Weg kam ich in dem 250 Einwohnerdorf an!
Das erste Hostel welches ich aufsuchte sollte umgerechnet 13 € kosten. Dies war mir zu viel und ich kaufte erstmal in einem Kiosk ein wenig ein. Dort lernte ich Fernanda und Pablo kennen, die schon einen Schlafplatz im leerstehenden Bahnhofsgebäude sicher hatten. Es war kein Problem dass ich dazu stoßen konnte. Wir verbrachten einen netten Abend mit einer Flasche Wein in einer kostengünstigen Unterkunft.

Morgens deckte ich mich mit Lebensmitteln für eine Woche ein  und versuchte Benzin auf zu treiben. Dies gestaltete sich wirklich nicht einfach. Doch ein Hostel hatte im Garten einige Kanister Benzin auf Lager. Erst meinten sie, sie könnten nur 20l.-Kanister abgeben, doch nach dem Drücken der Tränendrüse gaben sie mit auch einen halben Liter, und das sogar für umsonst. Gegen mittags brach ich auf zur bolivianischen Grenze. Das Einreisen stellte kein Problem dar. Wieder einmal erkundigte ich mich nach den Wegverhältnissen und man riet mir von meiner neu geplanten Route ab, aufgrund des Regens. Somit gab es für mich nur die Möglichkeit nach Uyuni zu fahren, was ich eigentlich nicht wollte, da ich hierher mit Dani noch reisen werde.

Ich hatte mit einer Menge Gegenwind zu kämpfen und schaute nach Möglichkeiten zum Zelt aufschlagen. Überall war es sehr steinig und ich fuhr immer noch ein Stück weiter. Gegen 18:30 traf ich auf ein einsames Haus, welches eine recht steinfreie Fläche hatte. Ich fragte ob ich dort zelten könnte. Sie willigten ein und nach 2 Minuten boten sie mir an auf ihrem kleinen Laster zu schlafen. Dieser hatte eine Plane über der Ladefläche und eine Matratze auf der ich es mir gemütlich machen durfte. Nach anfänglicher Distanz unterhielt ich mich viel mit den 9-12 jährigen Kindern und wir rauschten uns über das "Feuer machen", Schule und das Leben allgemein aus. Wir hatten eine Menge Spaß und machten noch eine Fotosession. Leider wird es schwierig ihnen Fotos zukommen zu lassen, da sie keine Postanschrift haben.
Ich erfuhr, dass sie von der Lamazucht leben, Feuer mit Phosphor machen, für ca. 5 Monate dort im Hochland leben und mit 10 Menschen auf ca. 20 qm hausen.

Meine nächste Unterkunft war ein Hostel in dem ich wieder mit Einheimischen in`s Gespräch kam und erfuhr, dass der normale Lohn um die 100€ liegt. Um in diesem Land zu leben mag es genug sein, doch sie sind hier gefangen. Die Nachbarländer sind alle teurer und Flüge können sie sich mit ihrem Gehalt nicht leisten. Sie waren sehr interessiert an meinem Rad und meiner Reise. Doch wenn man ihnen dann erzählt was so ein Fahrrad und der Flug kosten, dann fühlt man sich sehr komisch in welchem Wohlstand man lebt und wie normal es für uns ist!

Vor 3 Tagen kam ich nun hier in Uyuni an. Ein Mittagessen mit Suppe und Nachtisch bekommt man hier für 1,30€ und kleine Burger für nur 40 Cent. Es waren vorgestern wohl zu viele oder die falschen. Jedenfalls bekam ich Durchfall und musste mich übergeben. Somit wurde mein Aufenthalt hier um 1 1/2 Tage verlängert. Heute ist alles auf dem Weg der Besserung. Somit verpasste ich leider das Karnevalsfest in dieser Stadt.

Nun sind es noch schlappe 600km auf der Hauptstraße bis nach La Paz. Für große Umwege und Abstecher ist nun kaum Zeit und ich habe auch Lust das Ziel zu erreichen. Man kann es nicht genau beschreiben, doch zum Ende einer solchen Tour verändert sich etwas im Kopf. Denn ich bin auch froh, wenn ich ANGEKOMMEN bin! Traurig bin ich zugleich, auch wenn sich eine sehr schöne Zeit anschließt!


Seitdem mein Tacho den Geist aufgegeben hat sind die Höhenmeter- sowie Kilometerangaben nicht mehr genau, eher aus Karten und Schildern abgelesen und geschätzt.

Auf geht`s auf die Schlussetappe!!!!


KM gesamt: 5704
Zeit auf dem Sattel: 426 Stunden
Höhenmeter: 62050

Dienstag, 29. Januar 2013

8. Bericht: Chilecito - Cachi - San Antonio de los Cobres - Paso de Sico - San Pedro de Atacama

09. 01. - 29. 01. 2013


Bevor ich die Stadt verließ suchte ich noch einen Friseur auf, da es aller höchste Zeit dafür wurde. Ich fand einen guten Herrenfriseur, der mir für 6 € alle Kopfhaare stutzte! Ich war sehr zufrieden mit seiner Arbeit!
























Diesen Morgen hatte ich meinen 3. Platten auf der Tour, jedoch hatte ich diesen nur auf Grund meiner schlechten Arbeit von vor einigen Wochen. Für wenige 1 Euro ließ ich ihn in einem Radladen flicken und konnte somit guten Gewissens wieder starten! 
An diesem Tag kamen wieder komische Gedanken auf, dass ich mal eine Nacht durch fahren könnte, da es grad recht gut lief. Jedoch wurde ich zum Ende des Tages mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, da ich ein wenig Gegenwind bekam. Meine Gedankenspiele wurde recht schnell wieder bei Seite geschoben! Mit 84 km wurde der Tag beendet und im Straßengraben übernachtet!






















 
Am darauf folgenden Morgen startete ich um 10 Uhr und da mein Körper sehr milchproduktefixiert ist gab es nach 30 km in einem Dorf einen 1,3kg Vanilleyoghurtschlauch. Solche Tüten gab oder gibt es bei uns auch noch! Den ganzen Tag ging es durch Wüstenregionen in denen nicht grad viel außer schöne Natur zu sehen war! Was auf der Carretera Austral im Süden kein Problem war, zeigte sich hier ganz anders. Die Flussbette waren alle ohne Wasser!
Nach 125 km hielt ich in einem Dorf bei einem Fußballspiel von Kiddis an und schaute mir das Spektakel in Ruhe an. Da man mit einem zweirädrigem Gefährt hier immer ein wenig Aufsehen erregt kommt man meist auch mit irgendwelchen Leuten ins Gespräch. An diesem Tag wurde ich von jungen Männern in eine "Bierflaschen-Weitergeb-Runde" aufgenommen und verließ den Sportplatz erst als es dunkel wurde. Somit war keine Zeit für die Suche eines schönen Schlafplatzes und ich musste mit ein wenig Müll neben mir zurecht kommen. Selbst nach Sonnenuntergang war es im Zelt kaum aus zu halten und der Schweiß tropfte von meiner Stirn und lief die Beine herunter!




















Manchmal passieren einem milchfixierten Typen auch blöde Dinge! Ich hatte morgens in dem nächsten Dorf wieder so große Lust auf kalte Milch mit Schokopops, jedoch gab es nur lauwarme Milch. Ich entschied mich sie trotzdem zu kaufen, was ein riesen Reinfall war. Die restlichen Pops verschenkte ich an einen kleinen Jungen der sich jedoch nicht fotografieren ließ!
Ich hab beim Radeln nicht nur Bock auf kalte Milch, sondern beherrscht einen auch die Zuckergetränkeindustrie in Form von  Cola, Fanta und Pepsi. Es ist wirklich unglaublich wie viel Lust man manchmal auf so ein Getränk bekommt!
Mit dem Foto auf dem ich unten abgebildet bin will ich zeigen wie man hier am ölen ist, obwohl ich völlig entspannt in der Ebene geradelt bin. Drückende Hitze!





Nun folgte ein Tag an dem man mal wieder nicht annähernd an das Gedacht hat was passiert ist! Der Tag fing entspannt an und ich startete um 10:30 Uhr. Ich fuhr an diesem Tag eigentlich durch eine einsame Wüstenregion. Am Vortag hörte ich von 2 entgegenkommenden Argentiniern, dass auf einer ca. 90km langen Strecke nur ein kleiner Kiosk in der Mitte existiert, sonst nix!
Doch 30km sah ich in der Ferne einige LKW und Autos. Ich kam näher heran und stellte fest, dass die Straße durch die Polizei gesperrt ist. Im ersten Moment ärgerte ich mich nicht weiter fahren zu können. Nach einigem Nachfragen fand ich heraus, dass hier eine DAKAR statt findet.
Zum Glück war der Kiosk nur 300m entfernt. Ich entschied mich dieses Ereignis dankend an zu nehmen kaufte mir eine große Flasche Bier, eine Cola und begab mich an die Strecke, wo man mal wieder schnell mit anderen -wirklich- Interessierten ins Gespräch kam. Ich genoss diese etwas andere Pause, auch wenn es verdammt laut war!!!  Der kleine Junge vom Kiosk war anfangs sehr zurückhaltend, doch nach 5 Minuten zeigte er mir seinen neuen Schulranzen, seine Stifte und sein Schreibheft. Das war spannend ;-)! Nein, wirklich sehr schön, da er (wie man auf dem Foto nicht erkennen kann) die ganze Zeit am lachen war!
































Ich überquerte die Strecke und auf der Weiterfahrt überholten mich andauernd diese ohrenbetäubenden Gefährte, die nun wohl das Rennen beendet hatten! Sie nahmen absolut keine Rücksicht auf den einsamen Radler zwischen all diesen motorisierten Gefährten. Sie heizten bestimmt mit 100 Sachen durch die Ortschaften und überholten jeden überall!
Jedoch wurde ich als nicht benzinmotorisierter, sondern colamotorisierter von den Einheimischen sehr gefeiert. Es wurden einige Fotos mit mir gemacht und fast jeder jubelte mir zu!
Ich fühlte mich so, als wenn man mit einer Mofa über die Harley-Days fährt....(Gruß an Max)!



Ein weiteres Mal hielt ich an einem Sportplatz und war auf der jagt nach einer Flasche Cola! Ich erlegte sie und eine Mädelsmannschaft wurde auf mich aufmerksam und ihr Trainer sprach mich an. Wir plauderten eine Weile und natürlich wurde wieder ein Foto verlangt. Da sagte ich auch nicht NEIN!




Weiter ging es Richtung Santa Maria wo ich geplant hatte auf einem Campingplatz die Nacht zu verbringen. Pläne sind auf so einer Reise halt zum Ändern da. Öfters wurde ich von Leuten zum Anhalten aufgefordert und dies tat ich auch das ein oder andere Mal. Ein paar, von Wein-Cola betrunken gewordene Typen hielten mich an und man forderte ein Foto. Ich trat meine Rechte ab und willigte ein.
Nach 2 Minuten bat man mir einen Schlafplatz an. In diesem Fall musste ich wirklich drüber nachdenken ob ich den Abend mit völlig betrunkenen Argentiniern verbringen möchte. Doch ich ließ mich drauf ein und es kam anders als erwartet. Ich wurde eher von den weiblichen Angehörigen der Familie betreut (die nicht betrunken waren), bekam eine Dusche, eine Single-Abendessen und eine der jungen Damen (Daniela) räumte extra ihr Zimmer in dem ich nächtigen durfte. Trotz Verständigungsprobleme hatten wir wieder einmal viel Spaß und es wurden die Karnevalskleider der letzten Jahre heraus geholt. Der Vater hatte mich wohl schnell ins Herz geschlossen und schenkte mir kurz entschlossen 2 T-Shirts in völlig unauffälligen Farben!








Weiter ging die Fahrt in Richtung Cafayate wo ich einen Ruhetag einlegen wollte Einige Ruinen eines Indianerdorfes lagen fast auf dem Weg (5 km von der Straße entfernt). Ich entschied mich diese 10 km zu investieren und wurde ein wenig enttäuscht. Das Interessanteste waren die großen Kakteen und die Lamas.







Cafayate, ein heftiger Touristenort schockte mich ein wenig. Gleich am Ortseingang gab es 3 riesige Campingplätze, doch ich fuhr erst einmal weiter ins Zentrum. Dort konnte ich bei einem Hostel im Garten zelten. Am Abend entschied ich hier nicht noch eine Nacht hier zu verweilen, da vom Nachbargrundstück heftig laute Musik bis spät in die Nacht zu uns rüber schallte. Somit blieb ich nur tagsüber noch in der Stadt und brach in Richtung Cachi einem 2000 Einwohner Bergdorf auf und zeltete lieber wild am Straßenrand.




Es ging nun langsam einige Meter auf unbefestigten Straßen berghoch und es lagen nur kleine Dörfer auf dem Weg. Tagsüber hatte ich wettertechnisch viel Glück, doch in der Nacht regnete es nun schon seit 3 Tage. Ich hoffte, dass mir das keinen Strich durch die Rechnung macht, da ich mir ab Cachi eine Herausforderung gesucht hatte. Es sollte über den Abra Acay nach San Antonio de los Cobres gehen. Der Weg dort hin führt über einen fast 5000m hohen Pass. Vorher muss man 5 Mal einen Fluss überqueren.
Informationen zu ein wenig schwierigeren Routen fand ich auf einer genialen Internetseite, die mir andere Radfahrer empfahlen. Wer einen kleinen Einblick in so eine Reiseplanung bekommen möchte, der schaue hier: Abra Acay.
Die Route nach Cachi führte über Molinos. Ich entschied hier auf einen Campingplatz zu gehen, was sich als eine gute Entscheidung heraus stellte. Abends bekam ich Durchfall und nutzte das Klo dementsprechend oft!























In der Nacht musste ich mehrere Male das Zelt verlassen und am Morgen war ich etwas entkräftet. Trotzdem entschied ich die 50 km und 800 Höhenmeter in Angriff zu nehmen mit der Voraussicht in Cachi in einem Hostel unter zu kommen.
Die Straßen in Molinos waren leicht vom Regen gezeichnet.





Auf der Strecke musste ich glücklicherweise nicht alle 5 Minuten einen stillen Ort aussuchen; die Kohletabletten wirkten.
In Cachi angekommen fragte ich gleich bei der Touristeninformation nach dem Weg nach San Antonio de los Cobres. Man rief bei der Polizei an und meine Befürchtung trat ein. Der Regen hatte den Fluss mit Wasser gefüllt und der Weg sollte unpassierbar sein; zudem hatte es am Pass wohl geschneit!
Ich checkte in einem verdammt guten Hostel auf Empfehlung eines anderen Radreisenden (Jose aus Spanien) ein. Durch die Grüße die ich ausrichtete bezahlte ich nur 2/3 vom normalen Preis!
Keine 5 Minuten später lernte ich 3 Deutsche kennen mit denen ich abends in einer Weinbar Karten spielte.
Ich verbrachte einen Tag in Cachi um meinen Durchfall aus zu kurieren und ein wenig Kraft zu tanken. Viele Optionen für meine Weiterreise gab es nicht. Einzige Option: Über einen 3500m hohen Pass in Richtung Salta zu fahren und dann über eine andere Straße San Antonio de los Cobres erreichen. Dies war ein Umweg von 170km und 1000 Höhenmetern mehr.


















Nach einem gut tuenden Ruhetag brach ich auf und traf nach 15 km Martin. In Cafayate sprachen wir ganz kurz im Internetcafé mit einander. Wir entschieden beide unsere Geschwindigkeit zu fahren, doch nach weiteren 10 km holte ich ihn ein und wir nutzten das gemeinsame Radeln um von uns auch ein paar Fotos auf dem Drahtesel zu haben. Er ist ein sehr entspannter Zeitgenosse uns es machte viel Spaß mit ihm die Zeit zu verbringen. Wir quatschten viel und man merkte die Meter bergauf nicht so als wenn man alleine düst!























 
Richtung Pass wurde es immer nebeliger und es kam leichter Regen hinzu. Ich fand es schon recht kalt, doch Martin fuhr aus Überzeugung in seinen Sandalen weiter. Er meint es sei das Praktischste, womit er ja grundsätzlich auch Recht hat. Ein verrückter Kerl. Er meinte in seinem Leben ca. 330000 km geradelt zu sein. Somit hat er ja nur knapp über 8 mal die Erde mit dem Velo umrundet. Wir kamen an einem Café an und durften dort unter einem Vordach für 0 Euro zelten. Ich zitterte am ganzen Körper und wir gönnten uns einen heißen Tee und Empanadas.  Ein kleiner Hund gesellte sich zu uns und schlief hinter meinem Zelt!






Am nächsten Morgen brachen wir gemeinsam auf, nachdem wir von ganzen Touristenbusbesatzungen geweckt wurden. Unsere Wege trennten sich heut schon wieder, Martin wollte nach Salta und für mich ging es wieder in die Berge zu meinem Zwischenziel San Antonio de los Cobres. Es regnete noch immer und wir fanden Straßenverhältnisse vor, die ich so noch nicht hatte. Zwar war sie asphaltiert, jedoch hatten sich durch den Regen einige Steine von den Hängen gelöst und die Straße war von ihnen gesät. Zudem kamen einige  Flussüberquerungen hinzu.










An einer Zweiradwerkstatt wollte ich mir ein wenig WD-40 borgen und man lud mich gleich zum Essen ein. Doch mit Martin gönnte ich mir noch ein Abschiedsmahl und somit hatte ich leider keinen Hunger. Doch auf ein Getränk ließ ich mich einladen.






Nach diesem netten Zwischenstopp fuhr ich weiter und mein Tacho schien nicht mehr zu funktionieren! Vielleicht war dies ein Zeichen noch ein wenig entspannter Reisen zu sollen. Gerne wüsste ich schon wie viel Kilometer ich genau fahre und auch wie viel Höhenmeter ich überwinde. Doch bis San Pedro de Atacama wusste ich dank andesbybike sehr genau was ich hinter mich bringen werde. Nach einigen Kilometern war die Straße erneut gesperrt und ich musste 30min warten. Die Polizei lies mich eher als die Auto passieren, da sie wohl wussten, dass ich nicht ganz so rasant bin wie die motorisierten Kollegen.
Mit einem älteren Mann lieferte ich mir ein Fernduell. Er hatte ein altes Rad, einen Gang und war bestimmt 40 Jahre älter. Doch wir fuhren gleich schnell. Irgendwann hielt er an, wir unterhielten uns kurz. Er war auf dem Weg um Kresse aus einem kleinen Graben mit seiner mitgebrachten Machete ab zu hacken. Zu Hause wollte er dann einen Salat machen.
Abends fand ich ein verlassenes Haus bei dem ich regengeschützt campieren konnte!




















Morgens musste ich meine Bremsbelege wechseln, da die gestrige Abfahrt durch Matsch und Regen einige Millimeter gekostet haben. Meter in die Höhe machen war angesagt. Auf 72km waren es am Abend 1750m nach oben. Wieder einmal ging es durch wundervolle Natur mit Kakteen und Gräsern sowie farbenfrohen Berghängen. Einige kleine Flüsse kreuzten die Straße. Ich besuchte in einem wirklich kleinen Ort das 1. Museum auf meiner Reise; es dauerte ganze 5-7 Minuten!



















Auf dem Pass (4080m) lernte ich 3 Frauen kennen die mir etwas Coca gaben. Ich nahm es hier zum ersten Mal und es schien auch ein wenig gut zu tun. Die Luft ist schon um einiges dünner und man kriecht die Berge nur so hoch. Sobald es nur etwas steiler ist wird es um einiges schwieriger, man muss kräftig Durchatmen. Weiter ging es nach San Antonio auf teilweise sehr schlechten Wegen. Dort angekommen fand ich ein super Hostel mit Einzelzimmer und Frühstück für wenig Geld. Ich plante hier 2 Ruhetage ein um diesen Blog weiter zu schreiben, doch Internet gab es nur an der Touristeninformation! Somit gab es nur einen Ruhe-, Organisationstag! Abends im Hostel lernte ich einen Argentinier (Alexandro) kennen der den Paso de Sico in 8 Tagen von San Pedro de Atacama gefahren ist. Er berichtete von verdammt schlechten Wegen und viel Regen. Es schreckte mich ein wenig ab und ich überlegte kurz ob ich nicht doch den asphaltierten, nicht ganz so beeindruckenden Paso de Jama fahre. Doch ich entschied mich für die anstrengende Variante. Abends gingen wir zusammen Essen (ich musste meine letzten argentinischen Pesos los werden) und er schenkte mir noch Pate, Sonnencreme, Coca und eine Avocado! Abends spielte ich mit Lautaro dem Hosteljungen auf der Straße Fußball und war nach 10 min völlig fertig. Ich möchte sagen es lag hauptsächlich an den 3800m.

Wen die genau Routenbeschreibung interessiert, der klicke den Link des Paso de Sico einfach an.







Abends traf ich an der Tankstelle 3 Argentinier die für 15 km den gleichen Weg am nächsten Morgen hatten. Wir trafen uns zufällig um 7 Uhr am Ortsausgang und radelten die Kilometer gemeinsam. Wie sollte es anders sein; ein Fluss musste überwunden werden. Danach sollte es für mich auf 4560m zum Alto Chorillo hoch gehen.









Auf dem weiteren Weg traf ich auf ein Vermessungsteam, das (was auch immer) etwas für ein neues Observatorium vermessen musste. Es soll, so wie ich es verstanden habe, mit dem größten Teleskop Argentiniens ausgestattet werden.





Weiter ging es nach Olacapato wo 200 Menschen wohnen. Ich wollte meine Wasservorräte auffüllen um für den nächsten Tag bis nach Catua gewappnet zu sein. Dort traf ich auf einen jungen Mann, der schon sehr verbraucht aussah, mir aber sofort Wasser gab. Dafür bekam er von mir 2 Brötchen mit Mortadella und Käse die er gerne an nahm. Er fertigte Steine für sein Haus an. Sie nutzen dazu Erde, Wasser, Heu und Steine. Dann wird die Masse getrocknet und fertig sind die 4 eckigen Dinger. Alles noch Handarbeit!







10 km weiter traf ich auf die verlassene Siedlung Cauchari. Hier richtete ich mein Nachtlager in einem leerstehenden Haus ein. Wirklich perfekt: Man hat Schutz vor Wind, Regen, und es ist etwas wärmer als wenn man im Freien campt. Doch an diesem Abend sollte mir die Höhenkrankheit wieder einmal ein wenig zu schaffen machen. Ich dachte ich wäre nun ein wenig gewappnet nachdem ich am Paso de Agua Negra auf 4750m war und nun in San Antonio de los Cobres auf 3800m 2 Nächte verbracht hatte. Dem war nicht so und ich hatte starke Kopfschmerzen, wurde unmotiviert und hatte kein Hunger auf mein schon fertig gekochtes Essen. Ich entschied mich eine Paracetamol zu nehmen und am nächsten Morgen weiteres zu entscheiden. Wenn es mir immer noch schlecht geht muss ich irgendwie in niedrigere Regionen. Nach 1 1/2 Stunden ging es mir deutlich besser und ich futterte meine kalten Nudeln auf. Um 19 Uhr schlief ich ein und wachte am nächsten Morgen ohne irgendwelche Beschwerden auf.









Um Halb 8 saß ich auf´m Rad. Es folgte ein anstrengender Tag mit verschiedenen Schwierigkeiten. Die ersten Kilometer musste ich auf dem so genannten Waschbrett zurücklegen. Nach einer gewissen Zeit ist es wirklich nicht mehr schön, da man die ganze Zeit nur durch geschüttelt und das Rad die ganze Zeit abgebremst wird. Na gut, was nützt das Beschweren, man kann ja auch auf Asphalt fahren wenn man möchte.























Nun folgte ein Stück, es war nicht lang von etwas höherem Schwierigkeitsgrad. Die ganze Straße war ein einziger See. Manchmal konnte man außen herum schieben, doch auch dort war es verdammt schlammig. An dem ersten See klappte es noch ganz gut, doch danach versinke ich in der "Klebematsche". Die Räder blockierten völlig und es war nicht möglich das Rad zu schieben. Ich zog es ohne sich drehende Reifen irgendwie durch. Es war ein kleiner Kraftakt der mich 30 Minuten kostete.









Ich säuberte mein Rad so gut es ging und nun ging es einen Berg 450m hoch, also Höhenmeter! Diese Strecke war einiger maßen gut fahrbar. Auf der Abfahrt ging wieder nicht viel. Ich beschreibe diesen Weg als Fluss ohne Wasser. Die starken Regenfälle von vor einer Woche haben tiefe Furchen in den Weg geformt und es war verdammt sandig. Doch ich kam in Catua an, wo ich meine letzten 30 Pesos (5 Euro) für Brot, eine Fanta und ein bisschen Obst ausgab. Auf der Suche nach einem schattigen Platz für mein Mittagessen traf ich zufällig auf den Bürgermeister des 1000 Einwohner Ortes. Ich durfte im "Rathaus" mein Essen zu mir nehmen.

























Im Gegenwind fuhr ich noch 17 weitere Kilometer und erreichte die argentinische Grenze. Dort fragte ich ob ich irgendwo windgeschützt zelten kann. Man bot mir ein Haus mit Herd und Bett an. So ein Angebot kann man nicht ausschlagen. Ich genoss es wieder windgeschützt untergekommen zu sein und säuberte gründlich mein Rad. Zum Glück hatte ich diesen Abend keine körperlichen Beschwerden.





 




Vielleicht hätte ich besser auf meiner Luftmatratze schlafen sollen, doch nun gut. Ich brach in der Frühe um 7 auf. Eventuell fragt ihr euch wieso ich in dieser Region immer so früh auf dem Rad war. Doch der Wind kam so gegen 11 Uhr und wurde stetig stärker. Gegen 15 Uhr war meist nicht mehr sehr viel möglich. Somit hieß es einiges der Strecke vor dem Wind geschafft zu haben.
Sehr froh war ich über das perfekte Wetter welches ich in diesen Tagen erwischt hatte. Ich dachte darüber nach wie anstrengend, kalt und demotivierend es Alexandro eine Woche vor mir gehabt haben musste. Mit Sonne übersteht man die Strapazen doch um einiges besser.
Dieser Tag war sehr höhenmeterlastig, doch es lief recht gut und der Untergrund war bedeutend besser. Ich genoss die Einsamkeit und umwerfende Natur. Schön dass man die Möglichkeit hat so etwas erleben zu können!!!




































An diesem Tag erreichte ich recht zeitig mein Zwischenziel und ich fuhr mit Gegenwind noch einige Kilometer. In diesen letzten 2 Tagen überholten mich sage und schreibe ganze 2 Autos und außer in den Dörfer und Grenzstationen sprach ich mit nur einem Paar, dass mit ihrem Pick-Up mich erst überholte und dann nach 200m nochmal zurück setzte. Sie boten mir an mich in das 170km entfernte San Pedro de Atacama mit zu nehmen. Diesmal musste ich nicht lange überlegen und lehnte dankend ab. Diese wundervolle Natur in einer anderen Schnelligkeit (oder eher schon Langsamkeit) genießen zu können ist doch ein Geschenk. Ich versuchte ihnen meine Sichtweise auf spanisch zu erklären was sie nicht ganz begriffen. Jedoch versuchte ich ihnen auch deutlich zu machen, dass sie bei dem nächsten Radler trotzdem wieder anhalten sollten, da man nie weiß in welchem Zustand er sich befindet.
Ich fand einen wundervollen Zeltplatz, der leider ein bisschen windig war. Ich hatte einige Probleme beim Zeltaufbau und mein zu Hause zu sichern war nicht ganz einfach. Doch ich hatte das Glück ein Lager von Beschwerungsgegenständen neben meinem Zelt zu finden.






















Am Morgen war ich pflichtbewusst wieder früh auf meinem Sportgerät und hatte mir das 77km entfernte Socaire als Ziel gesetzt. Es ging wieder durch schöne nicht mehr ganz so beeindruckende Natur und später traf ich mehrere Autos, die aus den nicht mehr ganz so weit entfernten Dörfer und Städten Ausflüge machten. Mein zu befahrender Untergrund wurde unerwartet huckelfrei und eben. Somit kam ich ohne Hektik schnell voran und hatte mein Ziel schon um kurz nach 13 Uhr erreicht. Ich entschied noch in das 50 km entfernte Toconao zu fahren, wo ich um 16 Uhr eintraf. Da es so gut lief wollte ich auch noch die letzten 40 km bis nach San Pedro de Atacama düsen. Gesagt getan, doch leider kam auf den letzten Metern noch ein bisl Gegenwind. Um 19 Uhr war ich in San Pedro und hatte meinen kilometermäßig längsten Tag hinter mir. 172 km standen auf dem nicht vorhandenen Tacho und ich saß ca. 9 Stunden für sie im Sattel.










Hier werden nun einige Ruhetage eingelegt um euch dies hier mit zu teilen, um ein paar Postkarten zu schreiben, kalte Milch zu genießen, ein wenig Kraft für die nächsten Aufgaben zu tanken, eine Radtour zu machen und die Weiterfahrt zu planen.

Einiges hat sich mittlerweile entschieden. Das Ziel und Ende meines Radausflugs wird die selbst ernannte Hauptstadt von Bolivien, La Paz sein. Ob ich dies letztendlich mit dem Rad oder doch mit anderen Verkehrsmitteln erreiche,  kann ich noch nicht genau sagen. Die Motivation ist natürlich da auf meinen 2 Reifen in die Stadt zu rollen. Von hier (San Pedro de Atacama) habe ich jedoch "nur" 3,5 Wochen bis zum 23. 02. 2013 Zeit, da Dani am 24. 02. 2013 um 6 Uhr morgens dort landen wird, ohne Rad!
Wir haben entschieden das Land mit dem Bus und Rucksack zu erkunden. Für diesen gemeinsamen Urlaub haben wir 4 Wochen Zeit, da unser Flieger am 22.03.2013 uns wieder in die "Schönste Stadt der Welt" bringen wird. Doch bis dahin ist zum Glück noch viel Zeit, die ich/wir genießen können.




KM gesamt: 5147
Zeit auf dem Sattel: 383 Stunden
Höhenmeter: 56450