Kleine Begrüßung




Moin, moin!

Schön dass du auf unserem blog gelandet bist!


Aktuell berichten wir hier von unserem 1 jährigen Radabenteuer welches Ende Mai 2014 begann. Wir starteten in Hamburg und sind ganz grob gesagt in Richtung Osten, Südosten unterwegs. Der Plan ist es über Athen, die Türkei bis in den Südiran zu radeln und dann von Dubai aus einen Flieger nach Myanmar zu nehmen und dort weiter zu fahren. Doch Pläne sind zum ändern da...

Wenn man durch ferne Länder reist bekommt man automatisch mit dass in anderen Ländern andere, größere und tiefgründigere Probleme herrschen als wir sie aus Deutschland kennen. Wenn man diesen Menschen helfen möchte gibt es unserer Meinung nach 2 Möglichkeiten. Entweder man packt selbst aktiv mit an und versucht etwas zu bewegen, oder man wählt den bequemeren Weg und gibt den Menschen die die 1. Variante gewählt haben eine finanzielle Unterstützung. Auch wir haben uns für die 2. Möglichkeit entschieden und würden uns freuen wenn ihr "unser" Projekt unterstützt.
Bei Amnesty haben wir das Projekt ins Leben gerufen "Dani & Henne go east". Den Link findet ihr auf der rechten Seite unter der Überschrift "Brauchbare Links".


Doch nun wünschen wir einfach viel Spaß beim Verfolgen der Reise!!!

Samstag, 27. September 2014

Die extrem lange, unerwartete Pause!

von Erzurum (Türkei) nach Maku (Iran)

Mit viel Vorfreude auf den Iran verließen wir Erzurum. Leider begegneten wir auf dem Weg ein paar kleinen Jungs die uns Steine und Stöcke hinterher geschmissen haben. Wir fuhren 90 km und fanden einen guten Wildcampingplatz abseits der Straße.

Wildcampingplatz ohne Toilettenzugang

In der Nacht bekam ich etwas Schiss! Ihr fragt euch wo vor? Leider mussten wir uns fragen wo nach?! 
Abends aßen wir noch standardmäßig unsere Nudeln mit Tomatensoße doch gegen Mitternacht fing es mit wasserartigem Durchfall an zudem später noch Erbrechen hinzu kam. In dieser Nacht musste ich ca. 15 Mal aus dem Zelt. Morgens , völlig entkräftet, überlegten wir wie es weiter gehen soll. Wir entschieden uns dazu, dass Dani alle Sachen zusammen packt, wir uns zur Straße begeben und ein Auto anhalten um in ein Hotel zu kommen. Auf dem 200 m langen Weg musste ich alle 30 m Pause machen um wieder Kraft zu tanken. Dani holte ein Fahrrad nach dem anderen zur Straße. Sie stoppte ein Auto und wir fragten ob es im 6 km entfernten Horasan ein Hotel gibt. Sie bejaten unsere Frage und wollten schon alle Sachen samt Räder in ihr kleines Auto laden als ein Traktor mit Anhänger vorbei kam. Sie stoppten ihn und die netten Männer luden ohne zu zögern unser Gepäck auf den Hänger. In diesem Moment bekam ich meinen ersten Heulkrampf. Aus welchem Grund weiß ich nicht. So etwas ist mir noch nie in meinem Leben passiert. Ob ich einfach nur körperlich am Ende war oder nur ewig dankbar dass diese Menschen uns halfen, ich weiß es nicht. Jedenfalls folgte ein weiterer auf der Fahrt und der 3. und letzte als wir abgestiegen waren. Am Hotel angekommen regelte ungewohnter Weise bei uns alles die Frau. Ich fiel entkräftet ins Bett und verließ die nächsten beiden Tage nicht das Hotel.

auf dem Weg der Besserung


Das Restaurant nebenan, welches zu unserem Stammlokal werden sollte konnte unseren Krankheitsverlauf perfekt mit verfolgen. Am 3. Tag in diesem Ort fragten wir nach Kartoffeln ohne alles. So etwas hatten sie leider nicht in ihrem Angebot. Im Hotel wollten wir wissen ob wir irgendwo etwas kochen können. Man wollte gleich wissen was wir denn genau vor haben und bot uns an, fertig gekochte Kartoffeln zu besorgen. Wir nahmen das Angebot an und bekamen sie direkt aufs Zimmer geliefert. Am nächsten Tag kauften wir Kartoffeln, gaben sie dem Hotelbesitzer und bekamen sie gebacken zurück, perfekt. Abends teilten wir uns sogar einen Pide mit Käse im Restaurant. Den Tag drauf aß jeder von uns eine Pide, mit Salat! Mir ging es wieder besser und wir wollten noch einen Tag bleiben um wieder genug Kraft zum Radeln zu haben. Wider Erwarten war Dani am nächsten Tag übel und nun war sie an der Reihe mit Erbrechen und Durchfall. Nun pflegte ich Dani die nächsten 3 Tage und ging jeden Tag fleißig Iskender Döner essen. Als Dani wieder ein wenig Hungergefühl hatte kam sie zwar mit ins Restaurant, aß jedoch noch nichts. Darauf den Tag waren wir wieder dort, Dani nahm sogar eine Suppe zu sich. Jeder erkundigte sich immer nach unserem Wohlbefinden und wir hatten das Gefühl dass alle um das Hotel herum wussten wer wir sind. Selbst der Gemüse-Abwiege-Mann im Supermarkt fragte nach Dani.

am Flughafen


Und dann kam alles völlig anders als „geplant“. Wir entschieden uns nach Hause zu fliegen, da ich mich bei der Feuerwehr in Hamburg intern auf eine Stelle beworben hatte und am 17.9. ein Test stattfinden sollte. Am Morgen des 8.9. viel die Entscheidung, schon am Abend saßen wir im Flugzeug und am nächsten Morgen skurriler Weise am Frühstückstisch meiner Eltern. Es war ein wenig unwirklich nach 3 Monaten auf dem Rad innerhalb von 24 Stunden wieder zu Hause zu sein. Doch wir genossen die Zeit sehr.
Wir aßen heimische Nahrung was unseren Mägen sehr gut tat, spielten Karten mit meinen Eltern, besuchten viele Freunde, die überrascht bis erschrocken waren. Eine der lustigsten Begegnungen war mit „Bomber“. Wir schlenderten durch den neuen Rewe in Lage. Er guckte von seinen Einkaufszettel auf und musste 3 Mal hinschauen ob wir es sind!
Nach 4 Tagen in meiner Heimat düsten wir nach Hamburg wo wir Danis Eltern einen Überraschungsbesuch abstatteten. Wohnen konnten wir bei Danis Bruder Kay der uns sogar seine ganze Wohnung überließ. Dani überfiel einige ihrer Freundinnen und ich schaute mal wieder Bundesliga und Champions-League bei einem Weizen. Wir genossen diesen nicht geplanten Heimatbesuch sehr und setzten uns am Donnerstag wieder in den Flieger. Der Flug nach Istanbul hatte Verspätung. Deswegen mussten wir einen Flug später nach Ankara nehmen. Im Flugzeug sitzend sahen wir raus auf das Förderband welches in den Frachtraum führte und entdeckten unsere aufgegebene Radtaschen. Wir freuten uns daß sie mit an Bord ist.

Pustekuchen!

Der Mann am Förderband wollte die Tasche scannen was wohl nicht funktionierte und nahm sie bei Seite. Ich sagte sofort der Stewardess Bescheid die uns versicherte sich drum zu kümmern. Weitere 5 Mal fragte ich nach und man beruhigte uns, die Tasche sei an Bord. In Erzurum angekommen warteten wir vergeblich auf unsere Tasche. Am Schalter für Verlustmeldungen sagte man uns wir sollen am nächsten Morgen gegen 10 Uhr anrufen. Mit einer Deutschen die ebenfalls eine Verlustmeldung aufgegeben hatte fuhren wir mit einem Taxi zu dem uns schon bekannten Hotel. Am Morgen riefen wir beim Flughafen an und man bestätigte uns, dass die Tasche dort sei und sie im Laufe des Tages in unserem Hotel eintreffen würde. Abends um 7 riefen wir erneut an, da wir noch keine Tasche in den Händen hielten. Man wollte uns auf den nächsten Tag vertrösten, doch ich bestand darauf sie noch an diesem Tag erhalten zu wollen. Abends um 22 Uhr war es soweit. Wir hatten wieder Zahnbürsten, Ersatzspeichen & Anziehsachen.

Am folgenden Tag ging es endlich wieder zu unseren Rädern, die in dem Hotel in einem Vorratsraum untergestellt waren. Wir bedankten uns bei den Hotelbesitzern mit einem Paket Baklava und verließen den uns doch etwas lästig gewordenen Ort so schnell es ging.

unsere Krankenpfleger




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wir waren super glücklich nach nun 3 Wochen Abstinenz wieder auf den Rädern zu sitzen. Man hupte uns freundlich zu, ein iranischer LKW hielt an und seine Familie machte mit uns ein Foto. Das Geschenk, was uns als sehr energiereiche Nahrung von unserem Hotelbesitzer angepriesen wurde, uns leider nicht schmeckte, schenkten wir dem Schafhirten Halil. Er nahm es so selbstverständlich an, als würde er jeden Tag solch ein Geschenk bekommen. Abends fanden wir den bisher schönsten Zeltplatz in einem kleinen Tal neben einem Bach.


genialer Schlafplatz


Hier in der Osttürkei wurde es nun schon kälter und wir erwischten zudem einen regnerischen Tag und mussten zum ersten Mal unsere Regenhosen anziehen. Auf einer zügigen Abfahrt sprang ein Mann immer wieder auf die Straße. Ich entschied mich auf ihn zu zu fahren, was auch gut ging. Dani wich ein wenig aus, doch ihr warf dieser Idiot noch einen Stein hinterher, der sie glücklicherweise nicht traf. Wir wissen nicht was in solch einem Kopf vor sich geht.


kurze Radbekanntschaft


Nachmittags machten wir aber auch wieder angenehme Bekanntschaften. Zuerst wurden wir an einer Tanke zu einem Cay eingeladen, dann trafen wir zwei Türken aus Istanbul auf Mountainbikes. Ali erzählte, dass er als Arzt hier arbeitet und Mohammad beim Militär. Sie seien beide von der Regierung hierhin zwangsversetzt worden, für 1,5 Jahre. Sie erzählten, dass sie hier im Osten der Türkei auch starke Abneigung gegen sie, die aus dem westlichen Teil der Türkei Kommenden, verspüren. Mohammad antwortet auf die Frage nach seinem Beruf schon nicht mehr wahrheitsgemäß, sondern gibt an Lehrer zu sein. Sie luden uns zu sich nach Hause ein, was wir dankend ablehnten, da wir uns gerade 10 km gegen den Wind gekämpft hatten und diese hätten zurück fahren müssen.


Am nächsten Tag gab es erneut eine spannende Begegnung mit einer jungen Kurdin, die aus Agri stammt, aber nun dem Willen ihres Vaters nachkommt und in Madin Philosophie studiert. Sie sprach uns an einer Tankstelle an und erzählte recht frei aus ihrem Leben. Wir hatten mal die seltene Möglichkeit einer jungen Frau Fragen zu stellen. Sie erzählte, sie genieße die Zeit in Madin, da sie dort „frei“ sei, sie mal Computer spielen könne, was sie zu Hause nie durfte. Sie meinte, sie würde liebend gern ohne Kopftuch herum laufen und im Ausland arbeiten, doch dies alles wohl nicht möglich sei, da ihr Vater sie bald verheiratet wird. Dies alles sagte sie mit einem Lächeln. Wir fragten, ob ihr Vater es erlauben würde mit uns zu sprechen, da wir zuvor hörten, dass unverheiratete Frauen nicht mit fremden Männern sprechen dürfen. Dies verneinte sie stark und meinte:“ Auf keinen Fall!“ Es war spannend und traurig zugleich diese Informationen aus erster Hand zu bekommen.

Am Nachmittag riefen uns ein paar Jungs „Hello,hello!“ zu und wir grüßten zurück. Wieder einmal sollte es keine angenehme Begegnung werden. Sie warfen uns recht große Steine hinterher wovon zum Glück nur einer unsere Radtasche traf. Ich hätte diesen verzogenen Kindern am liebsten den Hals um gedreht. Vorher haben wir schon von diesem „osttürkischen-kurdischen-Phänomen“ gelesen, doch da dachte ich immer, dass kleine Kinder auch kleine Steine werfen würden. Dem ist nicht so: Kleine Kinder werfen große Steine.


3 km lange LKW-Schlange an der Grenze

Nach diesem erneuten negativen Erlebnis wollten wir das Land nun doch schleunigst verlassen und in den viel gelobten, äußerst gastfreundlichen Iran einreisen. Zum Abend kamen wir an der Grenze an und fuhren an einer 3 km langen LKW-Schlange vorbei. Die Abwicklung bei der Einreisen verlief schnell und größtenteils unkompliziert. Wir waren sehr glücklich endlich im Iran angekommen zu sein.
In der 20 km von der Grenze entfernten Stadt Maku wurden wir, gefühlt von jedem 2., in der Stadt willkommen geheißen. Da es hier sehr besiedelt ist und wir keinen passablen Wildcampingplatz fanden hausen wir nun in einem Hotel. Leider sind hier einige Internetseite gesperrt und wir wissen noch nicht wie es mit dem Blog in dieser Zeit funktioniert. Wir werden nach Möglichkeiten suchen…


Link zu unserer bisher gefahrenen: Route


KM gesamt: 5376
Zeit im Sattel: 351 Stunden
 Höhenmeter gesamt: 33743