Kleine Begrüßung




Moin, moin!

Schön dass du auf unserem blog gelandet bist!


Aktuell berichten wir hier von unserem 1 jährigen Radabenteuer welches Ende Mai 2014 begann. Wir starteten in Hamburg und sind ganz grob gesagt in Richtung Osten, Südosten unterwegs. Der Plan ist es über Athen, die Türkei bis in den Südiran zu radeln und dann von Dubai aus einen Flieger nach Myanmar zu nehmen und dort weiter zu fahren. Doch Pläne sind zum ändern da...

Wenn man durch ferne Länder reist bekommt man automatisch mit dass in anderen Ländern andere, größere und tiefgründigere Probleme herrschen als wir sie aus Deutschland kennen. Wenn man diesen Menschen helfen möchte gibt es unserer Meinung nach 2 Möglichkeiten. Entweder man packt selbst aktiv mit an und versucht etwas zu bewegen, oder man wählt den bequemeren Weg und gibt den Menschen die die 1. Variante gewählt haben eine finanzielle Unterstützung. Auch wir haben uns für die 2. Möglichkeit entschieden und würden uns freuen wenn ihr "unser" Projekt unterstützt.
Bei Amnesty haben wir das Projekt ins Leben gerufen "Dani & Henne go east". Den Link findet ihr auf der rechten Seite unter der Überschrift "Brauchbare Links".


Doch nun wünschen wir einfach viel Spaß beim Verfolgen der Reise!!!

Donnerstag, 28. August 2014

5000 km-Marke ist geknackt!

von Devrigi (Türkei) nach Erzurum (Türkei)

Doch bevor sie geknackt wurde hatten wir noch unsre Pflicht zu erfüllen. Nun wissen wir, es lagen 400 km mit über 4000 Höhenmetern vor uns.
In Divrigi starteten wir auf 1000 Höhenmetern bei ca. 40 Grad. Die Straße die in unserer Karte eingezeichnet ist und nur 54 km bis in die nächste Stadt Ilic braucht, gab es nicht. Die ausgeschilderte Straße hatte eine Länge von 85 km, ist ja kein großer Unterschied. Jedenfalls setzten uns die Hitze und die Berge ziemlich zu und am Abend fielen wir bei anhaltenden sehr hohen Temperaturen ins "Bett".




unerwarteter Pass


hab ´nen neuen Job angenommen




Trotz eines müden Körpers ging es am nächsten Morgen (dank der Sonne) wieder zeitig los. Das Städtchen Ilic lag 3 km entfernt der Straße, auf einem Berg. Glücklicherweise hatten wir genug zu essen für mehrere Tage mit uns. Also ging es nur darum unsere Wasservorräte (9,5 Liter) wieder auf zu füllen. Nahe der Straße fragten wir an einem Haus. Man hieß uns "Hos Geldiniz" (Herzlich Willkommen) und nahm uns ohne zu zögern die leeren Flaschen ab. Hinzu gab es das schwerste Gastgeschenk welches wir bisher bekamen. Es bestand ungelogen aus: 12 Tomaten, 11 kleine Paprika, 1,5 Liter extra kaltes Wasser, 1,5 Liter Ayran. Wieder einmal trafen wir herzliche Leute. Unser Frühstück nahmen wir 2 km später an einer Wassertankstelle für LKW zu uns. Hier gab es natürlich noch eine Cay - Einladung.
Unser Tagesziel war das 70 km entfernte Kemah, welches wir zum Tagesende aber nicht erreichen sollten. Heute wurden wir , durch ein paar Hügel gebremst. Die schöne Natur war zum Glück immer eine Pause wert. Körperlich kamen wir bei dieser Hitze auf diesen (wenig klingenden) 55 km an unsere Grenzen. Als Entschädigung fanden wir einen nahezu perfekten Wildcampingplatz. er konnte einen Zugang zu Wasser vorweisen (was in dieser trockenen Gegend wirklich eine Seltenheit ist), hatte einen ebenen, dornenfreien Untergrund zu bieten und gab uns am nächsten Morgen Schatten durch einen Berg. Wir erfrischten uns, kühlten unser Trinkwasser im Fluss und verzehrten unser Leibgericht, Spaghetti mit Tomatensoße und Frischkäse (haben wir an 1/3 unserer Reisetage gegessen). Der Schlaf nach solch einem Tag ist göttlich.
 
die Familie mit dem schweren Gastgeschenk


hier schlichen wir uns hoch


ich bekam fast einen Krampf um für dieses Foto zu posieren


wir hoffen ihr seht die glänzende Flüssigkeit
 
Im ca. 15 km und 300 Höhenmeter entfernten Kemah machten wir am nächsten Mittag ausgiebig Pause, löschten unseren Coladurst und aßen einen Lahmacun. Kurzzeitig überlegten wir ein Stück mit der Bahn zu fahren die direkt an unserer Strecke entlang führte. Doch leider, oder zum Glück fuhr sie morgens aus Kemah ab und wir hätten einen Tag hier verbringen müssen. Wir entschieden uns mit dem uns etwas vertrauteren Verkehrsmittel weiter vorwärts zu kommen. Wasservorräte wurden aufgefüllt und die Stadt in Richtung Erzincan verlassen.
Nach weiteren 5 km stoppten wir an einer Brücke um den Ausblick zu genießen. 2 türkische Touristen aus Van sprachen uns an und boten uns etwas von ihrem Essen an. Zuerst lehnten wir dankend ab, doch nachdem der eine Mann mich am Arm ergriff und zum Essen begleitete, nahm ich 2 Stück Honigmelone. Bedankend wollten wir grad zu unseren Rädern zurück, doch die beiden waren schneller. Schwupps waren sie in ihrem Auto verschwunden und wir standen mit 3 geschnittenen Tomaten, einer Gurke, Honigmelone, einem Brot und Schafskäse da. Wegschmeißen wollten wir dieses Festmahl natürlich auch nicht. Wir legten doch eine längere Pause ein und schmausten.
Auch an diesem Tag durchkurvten wir einige Berge und es ging viel rauf und runter. Auch an diesem Abend fanden wir einen recht schönen Zeltplatz mit Wasserzugang.
 
Dani auf Blumensuche



spontanes Picknickgeschenk





Dani beim verlassen unseres Zeltplatzes
Unser Frühstück wurde in Erzincan eingenommen. Wir kauften in einem kleinen Kiosk alles dafür ein. Der freundliche Besitzer lud uns gleich auf einen Cay ein. Beim Nachbarladen besorgten wir noch Tomaten. Wir nahmen 10 m weiter an einer Wasserstelle platz und breiteten uns aus. Kurze Zeit später kam der Nachbar des Nachbarladens mit 3 Birnen zu uns und schenkte sie uns. Schon wieder unglaublich. Gegenüber von uns saß ein sehr alter Mann. Wir boten ihm eine Birne an, doch er lehnte wegen nur einem Zahn im Mund dankend ab. Einen Becher Cola konnten wir ihm jedoch spendieren.
Wir ließen uns ewig Zeit und saßen erst um 12 Uhr wieder auf dem Rad. Zu dem Zeitpunkt standen erst 17 km auf dem Tacho. An diesem Tag sollten wir mal wieder merken dass das Radfahren auch völlig anders als die letzten 3 Tage laufen kann. Wir hatten Rückenwind, nur 300 Höhenmeter und somit schafften wir 103 km, die unanstrengender waren als die 55 km 2 Tage zuvor.
Wir fanden einen guten Zeltplatz mit Flussanbindung. Nach unserem kleinen Bad warnten uns Einheimische die sogar ein Gewehr dabei hatten vor Bären und Wildschweinen. Wir ließen uns überzeugen noch ein paar Meter weiter zu fahren. Hier fanden wir einen nur zweckmäßigen Übernachtungsplatz am Rande eine Feldes. Doch die Bauern waren wieder verdammt freundlich und interessiert. Der Wind blies heftig, so dass das Kochen der Nudeln eine Herausforderung war.
 
Erzurum in erreichbarer Entfernung

heute überholten wir sogar andere Gefährte

Wasserbüffel



Pause am Straßenrand
 
 
 
 Da es nun noch rund 100 km bis Erzurum waren entschieden wir uns die Strecke auf 2 Tage auf zu teilen. Vielleicht hätten wir es an einem Tag schaffen können, doch abends schlapp in einer großen Stadt ankommen und dann noch eine Bleibe suchen ist kein Spaß. Somit gingen wir diese beiden Tage sehr entspannt an. Es wurde wieder bergiger und wir fuhren über einen 2057 m hohen Pass. Ein älterer Herr beim Frühstück ,der 15 Jahre in Deutschland gelebt hat, meinte dass es einen Berg noch auf dem Weg bis nach Erzurum gibt. Dass die Steigung sich über 25 km hinzieht und wir 600 Höhenmeter dabei machen müssen hatte er nicht erwähnt.
Abends, kurz bevor wir uns auf die Wilcampingplatzsuche begeben wollten, lernten wir noch einen Türken kennen, der lange in Köln in einer Metzgerei gearbeitet hat. Er erzählte ein wenig von seinem Leben in Köln und vor allem von der Metzgerei. Er wiederholte immer wieder: "Ein Pfund Gehacktes, 2 Kg Gulasch, 4 Kotelette bitte!" Es war sehr amüsant.
Ein paar Meter weiter fanden wir einen super Platz zum Zelten, der leider später von Mücken heim gesucht wurde. Zwischenzeitlich bekamen wir noch mit wie einem Schafhirten sein Esel abgehauen war, er ihn aber recht zügig wieder einfangen konnte.
 
 
erstmals über 2000 m


Dorfleben


ein seltener, kleiner Schauer


der, der seinen Esel wieder einfing
 
 
Auf unserer Schlussetappe nach Erzurum hatten wir, wie geplant, nur noch knappe 40 Kilometer vor uns. Kurz nach dem Losfahren dachten wir es könnten lange Kilometer werden. Wir hatten kräftigen Gegenwind. Wir beide mussten an eine Etappe in Argentinien denken auf der wir im Schnitt 8 km/h auf 40 km fuhren. Die Gegebenheiten waren ähnlich. Auch in Argentinien wollten wir eine Stadt erreichen und dachten es wird ein entspannter Tag. Doch der türkische Wind sollte uns verschonen. Nach 45 Minuten wurde er schwächer. Manchmal glaube ich dass es hilft wenn man schon mal bei wirklichem Sturm versucht hat Rad zu fahren. Somit denkt man sich bei heftigen Winden: "Es ist zum Glück noch nicht so krass wie in Argentinien, wir fahren ja noch 11 km/h!"
An diesem Morgen knackten wir die 5000 km - Marke, was uns schon ein bisschen Stolz macht. Wenn man solch eine Zahl auf dem Kilometerzähler sieht, dann denkt man mal drüber nach was man schon alles erlebt hat, an wie vielen verschieden Orten man schon war und wie viel Anstrengung in dieser Zahl steckt! Um dies zu feiern stießen wir mit warmem Wasser an und nahmen uns vor die Belohnung abends in Baklava aus zu zahlen.
 

 
 
In Erzurum sprangen wir in die auf dem Weg liegende Touristen-Information. Viele Leute waren dort, doch niemand der Englisch sprach. Man empfahl uns ein Hotel zu dem wir fuhren. Es sollte 7 € für uns beide kosten, was wirklich verführerisch ist, doch das Mobiliar und die Sauberkeit waren es wiederum nicht. Der Reiseführer hatte eine gute Preis-Leistungs-Empfehlung der wir nach kamen. Hier hausen wir nun für 17 € die Nacht.
Weswegen sind wir überhaupt hier nach Erzurum gefahren?!
Genau, wir benötigen noch unser Iranvisum. Die Geschichte dieses in unseren Pass gestempelten Teils ist lang. Eigentlich war es unser Plan das Visum schon in Deutschland zu bekommen um möglichst frei in unserer Routenwahl zu sein. Dies war nicht möglich, da man höchstens 3 Monate Zeit hat um ein zu reisen. Das war uns zu knapp. Jetzt wissen wir, wir wären 1 Woche zu spät gewesen. Als dieser Plan gescheitert war wollten wir in Athen zum iranischen Konsulat. Jedoch braucht man eine sogenannte Referenznummer um das Visum zu beantragen, die man über ein Reisebüro bekommt. Diese Referenznummer hatten wir leider nicht zeitig vorliegen. Somit schoben wir alles auf die östlichste Möglichkeit die es gibt, Erzurum. Geplant war es weiter südlich in der Türkei zu radeln, doch einerseits wegen dem Visum und andererseits wegen der politischen Lage und den Kämpfen im Nordirak sowie in Syrien verlegten wir die Route weiter gen Norden.
Wir hörten schon Geschichten, dass Reisende 1 Woche auf ihr Visum warten mussten, doch wir hatten es unglaublicher Weise nach nur einem Tag in den Händen.
Perfekt....der Iran kann kommen!!!!
Ach nee, wir müssen zum Iran kommen!
 
großes Einkaufszentrum in Erzurum

die Werbung trifft es auf den Punkt

unsere 5000 km - Belohnung

Cay everywhere  --- doch nur Männer und Dani





selbst beim Rad putzen wird man eingeladen

bezahlen durften wir unseren bestellten Cay nicht

Iranvisum --- wir freuen uns auf dieses neue, unbekannte Land
Und nun gibt es hier noch ein paar Videos. Ich wusste nicht wo sie sich auf der SD-Karte verstecken, doch nun hab ich sie gefunden und möchte sie niemandem vorenthalten!
 
Video 1: Fuldaüberquerung via Kurbelfloß
Video 2: Abfahrt vom Sölkpass (Österreich)
Video 3: nächtlicher Muezzinruf an unserem außergewöhnlichen Zeltplatz in Isparta
 
 
 
 

Link zu unserer bisher gefahrenen: Route


KM gesamt: 5030
Zeit auf dem Sattel: 331 Stunden
Höhenmeter: 32273

Montag, 18. August 2014

Türkei pur!

von Egirdir (Türkei) nach Divrigi (Türkei)

Egirdir genossen wir noch und verlängerten unseren Aufenthalt um einen weiteren Tag. Hier erwischten wir ein wirklich entspanntes, gemütliches Hostel mit reichhaltigem, leckerem Frühstück! Man muss sagen; an unseren Ruhetagen machen wir nicht grad viel, keine großen Aktionen. Eher wird rum gelegen, gelesen, gesurft, Blog geschrieben, Tatort geschaut oder zum 100. Mal auf die Karte geguckt wo es als nächstes hin geht. Doch wir genießen auch diese Tage sehr.
 


Unsere Frühstückarena


HSV-Jugend on tour

Blick auf Egirdir
 
An unserem 69. Reisetag traten wir nach einem ausgiebigen Frühstück wieder in unsere Pedalen. Zuvor wurde noch ein Telefonat mit unserem in Hamburg stationierten Iran-Visum-Kontaktmann geführt. Wir hatten nach den letzten Gesprächen und Emails mit ihm eher das Gefühl das es mit dem Visum etwas ins stocken gerät. Doch er versicherte uns dass alles kein Problem sei. Wir lassen uns überraschen wenn wir in Erzurum in der Osttürkei zum iranischen Konsulat / Botschaft gehen und drücken bis dahin die Daumen.
Kurz nach der Abfahrt gab es einen kurzen Aufreger. Wir fuhren wie immer anständig nahe des rechten Seitenstreifens. Das uns überholende Auto hielt zu uns auch ausreichend Abstand, doch leider nicht zum entgegen kommenden Fahrzeug. Es schepperte, die Spiegel krachten gegen einander. Blöder Weise hatte der Fahrer des uns überholenden Gefährts seine Scheibe unten und die Splitter des Spiegels erwischten ihn am Arm und im Gesicht. Zum Glück keine  größeren Verletzungen, sondern nur welche die wir mit unserem 1.Hilfe-Set provisorisch verarzten konnten.
Abends beim Gemüse-"KAUF" bot sich uns wieder eine typisch türkische Szene. Wir hielten an einem kleinen Kiosk, holten Fanta und fragten nach Gemüse für´s Abendessen. Der Besitzer flitzte los, wir unterhielten uns mit französisch sprechenden Türken. Der Besitzer kam wieder. Er überreichte uns eine Tüte voll Tomaten, Paprika und Zwiebel. Bezahlen durften wir nichts.
In der Abenddämmerung ging es noch zum 1600 m hohen Pass Yellibel im Sultan Daglari.
 



unser abendlicher Pass


spartanische Behausung, jedoch mit SAT-Schüssel
 
 
Die nächsten 3 Tage ging es durch die flache anatolische Steppe, in der wir uns zwischen 800 und 1200 Höhenmetern bewegten. Der Altimeter hatte in diesen Tagen nicht all zu viel zu tun, dafür hätten wir beim Kilometerzähler fast einen Batteriewechsel vornehmen müssen. Knappe 350 km spulten unsere Beine in 3 Tagen auf den Tacho.
Am ersten dieser 3 Tage fuhren wir lange an einer größeren 2 spurigen Straße entlang und uns wurde häufig sehr freudig zu gewinkt und gehupt. Abends waren wir etwas trottelig und fuhren an einem Supermarkt vorbei, da wir meinten es komme bestimmt noch ein anderer. Jedoch tat sich nur noch ein Mini-Market auf, bei dem wir eine Tomaten-Tütensuppe zu unseren Spaghetti kauften. So hatten wir uns unser Abendessen nicht vorgestellt. Ein leckeres Abendessen sollte unseren Magen heut scheinbar nicht erreichen. Der Benzinkocher wollte nicht so recht. Wenigstens wurden die Nudeln gar, die Tütensuppe wurde jedoch nicht zum Kochen gebracht. Satt wurden wir, ein Genuss war es aber nicht!
 
Abfahrt vom Pass runter

laute türkische Fortbewegungsmittel




 
Da es auf diesen großen Straßen nicht so viel Spaß macht zu fahren suchten wir uns kleinere Wege raus, die in unserer Karte als "Fahrwege" bezeichnet sind. Es sind in dieser Gegend wenig befahrene asphaltierte Straßen, also eigentlich perfekt. Einziger Nachteil: kaum Beschilderung. Da wir ausschließlich mit Karten navigieren (kein internetfähiges Smartphone oder GPS) mussten wir viel nach dem weg fragen, was mit unserem auf 5 Wörter beschränktem Türkisch nicht so einfach ist. Wir wollten nicht auf 2 Moped fahrende Jungs hören und machten somit einen 30 km Umweg. Das hat man davon! Später fragten wir an einem Kiosk erneut nach dem Weg und ein Mann machte eine hervorragende "Stuhl"-Zeichnung mit der wir wirklich wieder auf dem richtigen Pfad landeten. 
An diesem Tag wurde Dani in der Stadt Altinekin extrem beäugt. Ich kam aus einem Market und sah wie ein ganze Männerrunde von dem 20 Meter entfernten Cafe zu Dani rüber sah. Als wir durch die Stadt schlenderten sahen wir annähernd 0 Frauen auf der Straße. Geschweige denn Unterschenkel freie, hellhäutige, nicht Kopftuch tragende. In solchen Städten muss man sich entweder möglichst anpassen oder den Blicken stand halten.
 
leichtes Müllproblem an unserem Frühstücksplatz

die bisher schönste Blume in Danis Vase

leichtes Suchbild (für Annika)

Tankstellen-Cay-Einladung



 
"Stuhl"-Zeichnung
 



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Trotz unseres Umwegs am Vortag versuchten wir erneut einen kleinen Weg. Nach 5 Kilometern wollten wir in einem kleinen Ort unsere 1. Mahlzeit des Tages zu uns nehmen. Jedoch stand erst einmal ein Fototermin mit den Kioskbesitzern und der Dorfjugend an. Meinen 1. türkischen Facebook-Freund habe ich nun auch. Die Jungs füllten mit mir unsere Wasserflaschen an der Moschee auf. Wir beschlossen jedoch unser Frühstück für ein paar Kilometer zu verschieben und tranken nur ein Kaltgetränk. So früh am Morgen war es etwas zu viel Trubel. Doch bevor wir etwas zu beißen bekamen, bekamen fast andere etwas zu beißen. Und zwar begegneten wir den Kangal Hunden (türkische Hirtenhunde) die uns kläffend, knurrend und angsteinflößend hinterher rannten.
Hunde die diese Dinge tun mögen wir schon nicht, doch Kangal Hunde sind zu dem noch wirklich riesig und können bis zu 80 kg schwer sein.
Unsere kleinen Wege führten uns mal wieder nicht dort hin wo wir dachten. Doch diesmal gab es keinen Umweg den wir fahren mussten, sondern wir erreichten die Hauptstraße der wir eigentlich ausweichen wollten. Wir kamen direkt an dem größten und besterhaltenen "kervansaray" (Karawanenpalast) Anatoliens raus, der um 1229 erbaut wurde und den wir spontan besuchten.
 
rechts mein neuer "Facebook-Freund"

die Mädelstruppe

Suchbild.....wer findet die Hunde



Karawanenpalast

Innenhof des Karawanenpalastes



Zeltplatz
 An unserem 72. Reisetag erreichten wir nach 50 km Göreme in Kappadokien. Wir tranken unser erstes Bier auf türkischem Boden, ein Efes, mit genialem Ausblick. So 500 ml Efes in der Hitze können einen Radfahrer schon mal Schlangenlinien fahren lassen.
 Kappadokien liegt in Zentralanatolien und wird im Reiseführer als ein Weltwunder der Natur bezeichnet. Dem können wir nur zustimmen. Hier gibt es bizarre Felsformationen aus Tuffstein (vulkanisches Gestein) in welche früher Häuser gebaut wurden. Das spröde Gestein wurde ausgehöhlt und es wurden ganze Kirchen in den Felsen errichtet. Ebenfalls in Kappadokien (in Derinkuyu) besuchten wir eine "unterirdische Stadt" von denen bis zu 50 in diesem Gebiet vermutet werden. Die unterirdische Stadt reicht bis zu 55 Meter unter die Erde und es hausten dort mehrere tausend Menschen. Die Anlage ist mit Lüftungsschächten versehen, so dass sich die Bewohner mehrere Monate vor Angreifern oder Verfolgern verstecken konnten.
Hier in Kappadokien ist es ein Klassiker mit dem Heißluftballon früh am Morgen über die Region zu fahren. Auch von unserem Campingplatz, auf dem wir 4 Nächte verbrachten, war es herrlich an zu schauen. Wir machten eine Wanderung durch eines der wirklich beeindruckenden Täler und mieteten uns einen Tag ´nen Roller um die Gegend zu erkunden. 
 


Burgfels vonUshisar

Göreme

Efes kurz vor Göreme

Steigung zu krass --- Dani musste absteigen

Wanderung durch ein Tal

kleiner Eingang in die Felswohnung






VW-Käfer-Bus

so sah es früher hier bestimmt aus

Kirche im Tuffsteinfels


morgens am Himmel Kappadokiens



unterirdische Stadt Derinkuyu


selbst die "Jandarma" haben hier ihre Station


 Am letzten Tag in Göreme fanden wir noch heraus dass es im Nachbarort ein Hamam gibt. Das konnten wir uns und unseren Beinen nicht entgehen lassen. Die türkischen Knetmaschienen die bestimmt 30 Minuten arbeiteten machten uns wieder um einiges sauberer und entspannter. Zuerst bekamen wir eine Art großes Geschirrhandtuch mit sehr dünnem Stoff umgebunden, gingen in ein Dampfbad und eine Sauna. Danach nahmen wir auf einer Art Massageliege platz und wir wurden regelrecht gewaschen und mit einem rauen, türkischen Peelinghandschuh abgeschrubbt. Wir fühlten uns wie neu geboren, bombastisch!!!



An unserem 77. Reisetag saßen wir wieder auf den Drahteseln. Wieder vorwärts zu kommen war nach 3 Ruhetagen schon wieder ein schönes Gefühl. Das nächste größere Ziel ist die ca. noch 800 km entfernte Stadt Erzurum. Eigentlich versuchen wir die großen Städte zu umfahren, doch Erzurum müssen wir wegen unseres Iranvisums ansteuern um dort zur iranischen Botschaft zu gehen. Wir hatten uns einen hoffentlich guten Weg auf der Karte raus gesucht, der so weit es ging abseits der viel befahrenen Straßen führt und Städte nicht passiert.
1,6 Kilometer nach dem Campingplatz stellten wir fest, dass wir unsere Tupperdose im Kühlschrank des Campingplatzes vergessen hatten. Da es ein wenig bergauf ging hatte keiner von uns Lust nochmal zurück zu fahren. Schon kurios.....da fährt man um die halbe Welt, doch 1,6 km sind dann doch zu viel?!?!
Nach einiger zeit in einem Dorf hielt ein Auto neben uns an und fragte wo wir hin wollen. Wir sagten ihm dass wir nach Develi möchten. Daraufhin meinte er nur dass er aus der Gegend komme, es dort nichts zu sehen gäbe, es noch 100 km entfernt sei (nach unserer Karte 40 km) und wir besser nach Kappadokien zurück fahren sollen. 2 Minuten später hielt ein weiteres Auto und fragte wo wir hin wollen und meinte, es seien noch 40 km nach Develi. Wir fragten uns kurz wieso der 1. Autofahrer uns seine Heimat vorenthalten wollte und solch komische, falsche Angaben machte. Logischer Weise drehten wir nicht um und fuhren für unseren Geschmack durch eine durchaus interessante Landschaft am Fuße des 3916 Meter hohen Vulkans Erciyes Dağı .

türkische Bank mit fixierten Polstern

Vulkan Erciyes Dağı




Es ging in einer weiten Ebene Richtung Develi. An einem kleinen Market hielten wir an und gönnten uns mal wieder ein Kaltgetränk. Der kleine 8-jährige Erol versuchte sich mit uns und seinen 3 Brocken Englisch zu unterhalten. Als er heraus fand dass wir aus "Almanya" kommen wollte er mich irgendwo hin führen. Ich schlenderte einfach hinter ihm her. Wir gingen zum Nachbarhaus und er zeigte mir ein Auto mit Augsburger Kennzeichen. Wir gingen weiter zur Haustür und er deutete an dass ich zuerst rein gehen soll. Das tat ich natürlich nicht. Erol schaute ins Haus, rief etwas und es kamen ein paar Gesichter zum Vorschein. Eine Familie aus Augsburg war auf Heimatbesuch und man lud uns auf einen Ayran ein. Hier verbrachten wir eine lustige halbe Stunde bevor wir uns wieder auf die Socken machten.

"Erol" links neben Dani

man braucht keine Radtaschen



Am nächsten morgen düsten wir nach Tomarza um zu frühstücken. Wir kauften ein und machten es uns in einem kleinen Park auf einer Bank, neben ein paar älteren Herrschaften gemütlich. Ein Mann rund um die 80 Jahre konnte es scheinbar nicht mit ansehen, dass wir auf einer Parkbank sitzen müssen. Er sprach uns auf türkisch an und meinte immer: "Cay, Cay!" Dann ging er an seinem Krückstock los zum nahe gelegenen Cafe, bestellte 2 Cay und holte einen Stuhl nach dem anderen. Uns war dies ein wenig zu viel Gastfreundschaft und wir wollten wenigstens den Tee bezahlen. Als ich dem Kellner das Geld geben wollte, wurde der Mann sehr bestimmt und zahlte. Wie soll man so viel Gastfreundschaft begegnen?! Für uns ist es schwierig sie in solchen Situationen einfach dankend an zu nehmen. Jedoch denken wir dass es das höflichste und netteste ist was wir tun können. Sie ablehnen wie ich es in dieser Situation tun wollte ist wohl keine Lösung, wie man an der Reaktion des Mannes gesehen hat.

Es folgen lange, gerade Strecken und wir nahmen das erste Mal Musik zur Hilfe um ein wenig der Eintönigkeit der großen Straße zu entfliehen. Ich kann nur sagen dass die mit Musik getunte  Dani bestimmt 10-15 % mehr Leistung bringt. Die ging ab wie "Schmitz-Katze".
Leider hat der Asphalt hier manchmal ,auf Grund seines Alters vielleicht, ein paar Schwierigkeiten mit der Hitze. Es wurde Split auf die Fahrbahn gestreut der  fest gefahren werden sollte. Das war er aber noch nicht und man bekam durch die vorbei fahrenden Laster ein kleines Peeling. Leider klebte der Teer an unseren Reifen und sudelte unser Schutzblech und Rad voll.


 Am nächsten Tag versuchten wir es mal wieder mit einer Abkürzung über kleinere Wege, die uns 55 km ersparen sollte. Da Dani morgens in einen Matschgraben getreten war und Wasser zum Reinigen ihrer Schuhe benutzte, hatten wir später zum ersten Mal auf dieser Tour Wasserknappheit. Wir hatten nur noch einen halben Liter den wir gut einteilten. Nach 20 km kam aus dem Nichts zum Glück eine Wasserquelle an einer kleinen Moschee. Doch auf diesen Kilometern wurde uns erst einmal wieder deutlich wie lebensnotwendig und kostbar diese Flüssigkeit eigentlich ist.
In einem kleinen Dorf fanden wir einen Mini-Mini-Kiosk und wir fragten nach Brot. Der Herr deutete zuerst er habe keins, verließ dann jedoch den Kiosk und kam nach 2 Minuten mit einer Jungen Frau, Brotteilchen und einem Stück Käse wieder. Bezahlen ?! Fehlanzeige, statt dessen wurden wir noch auf einen Cay eingeladen, welchen wir im Wohnzimmer der Familie mit Brot, Käse und Butter tranken. Aus dieser Familie kommen meine türkischen Facebook-Freundin 2 & 3. Der Google-Translater kam zum Einsatz und wir lachten viel. Nach einer halben Stunde düsten wir auf einsamen Feldwegen weiter. Herrlich so ohne Autoverkehr.


Bushaltestellenfrühstück mit wenig Wasser

einsame Wasserquelle

viel Gastfreundschaft im türkischen Wohnzimmer




unglaublich hohe LKW-Beladung
















Am nächsten Morgen fuhren wir in den kleinen, recht ärmlich aussehenden Ort Akpinar und hofften auf einen Laden mit Kaltgetränken für unser Frühstück. Ansonsten hatten wir alles was wir brauchten, es ging nur um "Luxusartikel". An der Moschee füllten wir Wasser auf, wobei mir ein junger Mann behilflich war, den wir dann auch nach einem Laden fragten. Er schüttelte mit dem Kopf. Ein paar andere Männer standen noch um uns herum. Wir bedankten und schwangen uns auf unsere Räder. Während dessen wir das Dorf verließen hörten wir den Muezzin über den Lautsprecher etwas über den Ort Kangal (so heißt der Ort wo wir hin wollten - 35 km entfernt) und -Market- rufen. Irgendwie hatten wir die Vermutung dass es um uns ging und man uns eine Mitfahrgelegenheit besorgen wollte. 3  Kilometer hinter dem Ort schlugen wir unser Frühstückspicknick auf und speisten im Schatten eines Baumes. Nach 10 Minuten sprang plötzlich der junge Mann, der mir an der Moschee behilflich war, aus einem Auto. Leicht außer Atem überreichte er uns eine Tüte mit Tomaten, Gurken, Oliven, Brot und Käse. Wir bedankten uns vielmals und konnten nicht ganz fassen was gerade passiert war. Jedoch wollte der Mann uns noch irgendetwas mitteilen. Wir verstanden ihn nicht und nach 2 Minuten meinte Dani ich solle einfach mit ihm mit gehen. Wir nahmen 2 unserer Wasserflaschen in die Hand und er führte mich wohl zur saubersten und erfrischensten Wasserquelle weit und breit.
Unfassbar!!!
Gen Abend fuhren wir durch eine lange, staubige Baustelle was uns natürlich nicht gefiel. Doch das Schlechte hatte auch was Gutes. Wäre die Baustelle nicht gewesen, hätte der LKW auch nicht seinen Wassertank an einem Bassin aufgefüllt. Dann hätten wir unseren wunderschönen, perfekten Wildcampingplatz nicht gefunden, da wir nur dort hin fuhren weil es Wasser gab. Es gab eine Cay-Einladung von ein paar Männern aus dem nahe gelegenen Ort und wir genossen den Sonnenuntergang und unsere Waschmöglichkeit nach 3 wascharmen Tagen.

Dorfeinfahrt Akpinar

unser Frühstüksbote

seine Gastgeschenke



tote Tiere sieht man immer wieder auf der Straße

der Traktör zog mich einige 100 m den Berg hoch

staubige Baustelle

perfekter Wildcampingplatz



Um 8 Uhr schallte ein "HELLO" in unser Zelt. Promt standen wir auf. An dem Picknicktisch direkt vor unserem Zelt saß ein mittelalter Mann. Der Wassertank seines LKW wurde unter Mithilfe eines Kompressors bereits befüllt. Wir begrüßten uns und er schenkte uns 2 Packungen Kekse, wie sollte es auch anders sein. Annehmen wollten wir sie nicht, doch wir mussten. Es stellte sich heraus, dass er der LKW-Fahrer vom Vorabend war. Wir bedankten uns für seine passive Mithilfe zum Finden dieses schönen Platzes. Sein Tank lief über und er musste uns verlassen.
Wir frühstückten und als wir fast fertig waren kam eine 8 köpfige Familie um sich hier kurzzeitig nieder zu lassen. 2 Minuten nach Ankunft bekamen wir Tomaten, Gurke, Brot sowie Paprika geschenkt. Doch diesmal hatten wir einen Revanchierungsplan. Kurz bevor sie gingen gab Dani einem der Mädels eine Packung Kekse die sie nicht ablehnen konnten.
Mit prall gefüllten Taschen machten wir uns auf die letzte Etappe nach Divrigi. Wir erreichten den Ort nach dem bisher höchsten Pass (Karasar Gecidi, 1950m) und 50 Kilometern. Hier machen wir nun grad 2 Tage Ruhepause mit den schon erwähnten Tätigkeiten. Doch auch hier kam wieder unerwartet ein bisschen Sightseeing hinzu, da hier die ,im 13. Jahrhundert entstandene, schön an zu schauende Moschee Ulu Cami steht.


Passfoto

Eingang in den hospitalen Bereich der Ulu Cami



Dani im Gebetsraum

Treiben in Divrigi


beim Bäcker

Link zu unserer bisher gefahrenen: Route


 KM gesamt: 4620
Zeit auf dem Sattel: 300 Stunden
Höhenmeter: 28082