Von Singapur nach Omarama (Neuseeland)
An unserem 306. Reisetag machten wir uns gegen 17 Uhr auf,
in Richtung Flughafen. An diesem Tag sollte uns ein Flieger nach Christchurch
bringen, jedoch erst um Mitternacht. Die Route bis zum Flughafen suchten wir
bei google.maps raus und fanden sie ohne größere Probleme. Da wir von unserer
Einreise nach Singapur wussten, dass man hier auf gewissen Straßen nicht Rad
fahren sollte, versuchten wir die Größeren zu umgehen. Doch 2 km vor dem Flughafen
war es unserer Ansicht nach nicht anders möglich. Man glaubt es nicht, doch auf
diesen 2 km wurden wir wieder von einem „Highway Security Fahrzeug“ angehalten.
Diesmal wies man uns jedoch nur darauf hin, dass wir uns dem Gesetz
widersetzen, ließ uns dann aber weiter fahren.
Am Flughafen eingetroffen, war es wieder einmal an der Zeit
unsere Räder irgendwie ein zu packen. Am Terminal 1 gab es einen „Wrapper“, bei
dem wir uns nach dem Preis informierten. Er wollte unglaubliche 20 € pro Rad
haben, damit er es in Frischhaltefolie einwickelt. Nach längerem hin und her
überlegen gab er uns den Tipp, dass in der Tiefgarage Pappe zu ergattern ist,
mit der wir die Drahtesel einpacken können. Wir folgten seinem Vorschlag und
machten uns an die Arbeit.
Mit Danis fertig „verpappten“ Rad begab ich mich zum
Terminal 2 zur Gepäckaufgabe von ETIHAD Airways. Als ich an der Reihe war,
teilte man mir mit, dass unser Flug gecancelt ist und wir erst um 6 Uhr morgens
abheben werden. Innerlich freute ich mich ein wenig, da wir in Brisbane 9
Stunden Aufenthalt gehabt hätten, der sich nun auf 3 Stunden reduzierte. Zudem
wurden wir in ein schickes Hotel (eigentlich 400 € die Nacht) gebracht wo wir
die Restnacht verbringen durften. Die Fahrradaufgabe stellte absolut gar kein
Problem dar und bei unserem etwas zu schwerem Gepäck drückten sie beide Augen
zu!
Um 4 Uhr wurden wir von einem Bus am Hotel abgeholt und los
ging unser Trip nach Neuseeland. Auf dem Flug nach Brisbane erlebten wir wieder
etwas sehr schönes und extrem selbstloses. Immer wieder hatten wir Blickkontakt
zu einem 6 jährigen Jungen in der Nachbarreihe, mit dem wir auf die kurze
Distanz ein wenig rum alberten. Irgendwann stand er auf, quetschte sich an
seiner Mutter vorbei und überreichte jedem von uns eine verpackte, vorzüglich schmeckende
Praline. Ein Kind, dass Süßes verschenkt, und dann auch noch an Fremde?!?! Wo
gibt es denn sowas?!
Um 1 Uhr in der Nacht landeten wir in Christchurch. Vorher
errechneten wir, dass wir eventuell gegen 2 Uhr am 4 km entfernten Campingplatz
ankommen werden. Doch nicht in Neuseeland. Hier muss man bei der Einreise alle
mitgeführten Lebensmittel angeben. Sobald man etwas an gibt kommt man in eine
Sonderwarteschlange, die zu speziellen Kontrolleuren führt. Wenn man z.B. einen
Apfel verschweigt, droht eine Strafe von 400 €. Wir verheimlichten nichts und
waren nach 1 ½ Stunden beim Kontrolleur, der unsere Wanderschuhe und unser Zelt
inspizierte, unsere Lebensmittel durchsuchte und unseren 5 Monate alten,
iranischen Honig in den Mülleimer verfrachtete. Zum Glück verzichteten sie
unsere Räder durch einen dieser Scanner zu schieben, da das meist ein
ziemlicher Akt ist. Also schraubten wir unsere Räder zusammen, fuhren noch kurz
bei Mc Donalds vorbei und bauten rasch unser Zelt auf dem Campingplatz
auf. Um 4 Uhr lagen wir dann endlich im
Bett.
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Drive In hat nicht funktioniert |
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VW-Bus Zelt |
Zum Start in Neuseeland gaben wir uns 2 Akklimatisierungs-
und Organisationstage. Von unserem , etwas außerhalb der Stadt gelegenen,
Campingplatz düsten wir in die City, besorgten eine neuseeländische SIM-Karte
(Internet), den Pedallers´ Paradise (super Radführer), einen Lonely Planet und
gingen einkaufen. Mit der Polizei hatten wir natürlich auch schon Kontakt.
Nichts ahnend fuhr ich über eine grüne Ampel und wurde auf der anderen
Straßenseite trotzdem von einer Polizistin angehalten. Sie wies mich auf die
neuseeländische Fahrradhelmpflicht hin. Die Geldbuße von 150 NZD erhob sie zum
Glück nicht und meine witzig gemeinte Nachfrage ob solch ein Ticket wenigstens
einen Tag Gültigkeit hat, erwiderte sie mit einem neutralen Blick und einer „Wie-meinen-sie?“
Gegenfrage. Wir haben verstanden, hier muss man sich wieder an die Vorschriften
halten!
Der Wechsel von Asien nach Neuseeland ist bezüglich des
Geldausgebens nicht so einfach. In einer netten Outdoor-Bar gönnten wir uns ein
0,4 L. Bier. Für die beiden leckeren Getränke zahlten wir umgerechnet 11 €. Auch
im Supermarkt sind die Preise für deutsche Verhältnisse nicht grad niedrig.
Trotzdem beschlossen wir an unserem 2. neuseeländischen Tag einen Camper für
eine Woche zu mieten. Da wir sowieso in das 180 km nördlich gelegene Kaikoura,
zum Whale-Watching wollten, entschieden wir unsere Route dort lang laufen zu
lassen.
Die Woche in unserem „Hippi-Camper“ genossen wir sehr und
hielten uns in dem Gebiet zwischen Christchurch und Kaikoura auf. Jede Nacht schliefen
wir entweder auf einem günstigen oder kostenlosen Campingplatz mit rudimentärer
Ausstattung oder wir campierten wild. Jeden Tag machten wir kleinere, bis zu
vierstündige Wanderungen. Es tat uns sehr gut durch die Natur zu streifen, nur
Vogelgezwitscher zu hören und die Ruhe dieses Landes zu spüren. Die Ausblicke
auf´s Meer und über die wenig besiedelten Berge waren herrlich.
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Frühstück am Camper |
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Eiszeit in Kaikoura |
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Ausblick von einem Wanderweg bei Kaikoura |
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nach 10 Monaten ist das Hemd einfach
beim Ausziehen zerrissen |
In Kaikoura fuhren wir mit einem Boot zum Whale-Watching raus.
Es war eine schöne, schaukelige Fahrt, doch leider ohne das Glück einen dieser
großen Meeressäuger zu Gesicht zu bekommen. Wir mussten mit hunderten von
Delphinen vorlieb nehmen, die scheinbar mit Freude um das Boot herum schwammen
und sprangen. Dieses faire Unternehmen erstattete 80 % des Ticketpreises, wenn
man keinen Wal sehen konnte. Wir hoffen, dass wir ein anderes Mal erneut die
Möglichkeit haben, eines dieser riesigen Tiere bewundern zu dürfen.
Auf unserem gemütlichen Rückweg auf der SH 1 in Richtung
Christchurch kam uns ein einsamer Radfahrer entgegen. Es gab kein langes
überlegen, wir drehten um, überholten ihn und warteten an einer geeigneten
Stelle. Da Ostersonntag war kramten wir schon einmal einen Schoki-Osterhasen
hervor. Als er näher kam winkten wir ihn heran. Robert war sichtlich erfreut
und verputzte den Hasen im 0,nichts. Da er aus Österreich kommt war der
sprachliche Austausch relativ einfach. Er ist seit einem Jahr unterwegs und hat
in etwa die gleiche Route bis nach Dubai genommen. Dann ist er ebenfalls nach
Asien geflogen, jedoch durch Thailand, Kambodscha, Vietnam und Laos gereist. Es
war ein herrlicher Austausch über Erlebtes, Radfahrerproblemchen und
Sichtweisen. Wir hoffen er radelt weiterhin glücklich durch die Lande.
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Robert, der sich über den Stuhl sehr gefreut hat |
Nach 2 weiteren Tagen, am einsamen „Lake Taylor“, war es an
der Zeit den Hippi-Bus zurück zu geben. Nach einer gemütlichen Nacht in einer Hütte
am Campingplatz brachen wir auf, doch nun endlich wieder mit den beiden
Zweirädern. Nach fast 10 Monaten durchgehendem Sonnenschein müssen wir uns hier
in Neuseeland an anderes Wetter gewöhnen. Wir mussten uns, in diesen
vorangegangenen 10 Monaten, eigentlich nie Gedanken darüber machen was wir an
ziehen; T-Shirt an und los. Die Zeiten sind nun vorbei. Wir versuchten die
Kombination „Kurze Hose – Soft-Shell-Jacke“. Sie bewährte sich, doch wenn die
Sonnenstrahlen uns erreichten, dann musste die Jacke weichen.
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ca. 40 km lange Schotterpiste zum Lake Taylor |
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Lake Taylor |
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FROHE OSTERN |
An Reisetag 317 brachen wir bei bewölktem Himmel auf. Wir
hatten das Gefühl, dass wir durch die Wolken fahren, da sich ganz feine
Wasserpartikel auf unserer Kleidung nieder setzten. Dabei blieb es dann leider
nicht und es wurde Regen. In einem gemütlichen Cafe tranken wir einen leckeren
Aufwärmkakao und setzten danach unsere Fahrt fort. An einem Supermarkt kamen
wir mit einem Schweizer ins Gespräch. Er ist auch mit dem Rad unterwegs, doch
nicht als wirklicher Radreisender, wie er meint. Er hat sich vorgenommen 10
Monate in Neuseeland unterwegs zu sein, hauptsächlich zum Wandern. Um flexibel
zu sein und als Busersatz hat er sein Rad mit genommen. Wir fuhren in 10
Monaten durch 18 verschiedene Länder mit verschiedensten Kulturen und
Religionen, er verbringt die gleiche Zeit in nur einem Land. Doch um ein Land
wirklich kennen zu lernen muss man wohl eher so wie unser Schweizer Bekannter
reisen. Aber dann wären wir erst in vierzehn Jahren zurück.
Am Ende eines langen Radtages wurden wir an einer
Picknickarea sesshaft. Sie war ein paar Meter abseits der Straße, bot uns eine
Sitzgelegenheit und war umsonst. Für diesen Abend perfekt. Nach einem wärmenden
Nudel-Tomatensoßen-Gericht gingen wir, dank der abends stark sinkenden
Temperaturen, zeitig schlafen.
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dem können wir nur zustimmen |
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Picknickplatz |
Der nächste Tag war etwas durchwachsen. Nachmittags gab es
noch eine Regendusche, kurz bevor wir ein Hostel am „Lake Tekapo“ fanden, dass
uns eine warme Nacht bescherte. Wir lernten einen deutschen Wanderer / Tramper
kennen, der für 4 Monate in Neuseeland unterwegs sein möchte. Mit ihm
verbrachten wir den Abend und gingen nicht grad zeitig zu Bett.
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urige, kleine Dörfer mit Charakter |
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ein kleiner Pass wurde überwunden |
Vom „Lake Tekapo“ radelten wir morgens bei Sonnenschein los.
Wir fuhren durch herrlichste Natur, entlang von Seenlandschaften in einer
genialen Bergkulisse. So haben wir uns Neuseeland vorgestellt. Weiter führte
der Weg an einem Kanal, der für motorisierte Fahrzeuge gesperrt ist, ebenfalls
genial. Hier trafen wir auch auf den „Alps to Ocean Trail“. Dies ist ein, von
der neuseeländischen Regierung, angelegter Weg. Leider stellten wir fest, dass er (jedenfalls
auf diesem Teilstück) nicht grad perfekt für Radreisende ist. Es ging über
echte Feldwege und alles wurde durch geschüttelt. Wir trafen eine neuseeländische
Radgruppe die mit Mountainbikes unterwegs war. Für ihre Gefährte schien der
Trail perfekt zu sein. Wir begaben uns wieder auf die Straße und machten
innerhalb einer Stunde schlappe 25 km, kein Vergleich zum Feldweg. Auch wenn
die Geschwindigkeit nicht das Wichtigste ist, Spaß macht es schon schnell voran
zu kommen. Diesen Abend kochten wir im Sonnenschein unser Abendessen und
schliefen auf einem legalen, kostenfreien „Campingplatz“.
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Lake Tekapo |
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Daumen hoch |
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Kanalroute |
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windtechnisch hatten wir Glück |
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hinten Lake Pukaki, vorne alt bekannt |
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wir 2 und der Lake Pukaki |
Morgens wachte ich zeitig auf und wurde von Sonnenstrahlen begrüßt. In der
Ferne sah ich einen schicken Regenbogen. Ich bewegte Dani zum Aufstehen und wir
packten unsere Sachen und freuten uns auf einen schönen Radtag. Uns war schon
bewusst, dass ein Regenbogen, so wie das Wort schon vermuten lässt, auch was
mit Regen zu tun hat, doch dass dieser innerhalb von 10 Minuten bei uns sein
würde, ahnten wir nicht. Im immer stärker werdenden Regen packten wir unsere
Sachen zusammen. Wind kam auf. Da wir alle Dinge aus dem Zelt räumten war es
nicht mehr beschwert und der Wind erfasste unser, aus den Augen gelassenes,
Zelt. Es flog 5 Meter und landete wieder. Wir spurteten hinterher, fingen es
ein und bauten es schnellst möglich ab. Zum Glück hat es seinen Jungfernflug
heil überstanden! Da wir noch keine Regenklamotte an hatten waren wir völlig
durchnässt.
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noch in Ruhe ein Foto gemacht |
Wir hoffen ihr hört das nächste Mal aus einem etwas wärmeren
Neuseeland von uns!!!
Link zu unserer bisher gefahrenen: Route
KM-gesamt: 14578
Zeit im Sattel: 917 Stunden
Höhenmeter gesamt: 78613