Kleine Begrüßung




Moin, moin!

Schön dass du auf unserem blog gelandet bist!


Aktuell berichten wir hier von unserem 1 jährigen Radabenteuer welches Ende Mai 2014 begann. Wir starteten in Hamburg und sind ganz grob gesagt in Richtung Osten, Südosten unterwegs. Der Plan ist es über Athen, die Türkei bis in den Südiran zu radeln und dann von Dubai aus einen Flieger nach Myanmar zu nehmen und dort weiter zu fahren. Doch Pläne sind zum ändern da...

Wenn man durch ferne Länder reist bekommt man automatisch mit dass in anderen Ländern andere, größere und tiefgründigere Probleme herrschen als wir sie aus Deutschland kennen. Wenn man diesen Menschen helfen möchte gibt es unserer Meinung nach 2 Möglichkeiten. Entweder man packt selbst aktiv mit an und versucht etwas zu bewegen, oder man wählt den bequemeren Weg und gibt den Menschen die die 1. Variante gewählt haben eine finanzielle Unterstützung. Auch wir haben uns für die 2. Möglichkeit entschieden und würden uns freuen wenn ihr "unser" Projekt unterstützt.
Bei Amnesty haben wir das Projekt ins Leben gerufen "Dani & Henne go east". Den Link findet ihr auf der rechten Seite unter der Überschrift "Brauchbare Links".


Doch nun wünschen wir einfach viel Spaß beim Verfolgen der Reise!!!

Freitag, 17. Oktober 2014

Salam !!!

von Maku (Iran) nach Takab (Iran)

Zuerst muss ich erwähnen wie ihr überhaupt in den „Genuss“ dieses Geschriebenen kommt. Und zwar muss ich mich sehr bei Inge aus San Francisco bedanken der ich momentan meine Beiträge als pdf-Datei zusende, welche sie dann samt Bildern online stellt, da ich hier momentan leider nicht auf den Blog zugreifen kann!
Vielen Dank, Ingi !!!

Nun zu unserer Reise. In Maku gewöhnten wir uns erst einmal an das noch sehr fremde Land. Beim Geld tauschen hatten wir die erste nette Begegnung. Die Frau des Geldwechslers gab Dani zu verstehen, dass sie ihr Kopftuch doch bitte etwas lockerer tragen soll. Die Iranerinnen beachten zwar das Gebot des Kopftuch tragens, jedoch nicht so streng wie man es sich vorstellt. Bei manchen bleibt das Tuch noch so eben am Dutt hängen.
Nachdem wir nun iranische Rial in den Händen hielten, waren wir das erste Mal in unserem Leben Millionäre. Für 150 € bekamen wir knapp 6.000.000 Rial und mussten pro Hotelübernachtung eine schlappe Mille hinblättern.
Radfahrer aus Teheran mit Hilfsmotor

Unsere erste iranische Einladung sollte nicht lange auf sich warten lassen. Nach 56 km hielt uns Tohid an. Er sprach gutes Englisch und lud uns zu sich nach Hause ein. Nach kurzem Überlegen entschieden wir die Einladung an zu nehmen. Nach weiteren 17 km erreichten wir sein zu Hause. Tohid ist 27 Jahre, Englischlehrer und wohnt in einem 3000 Einwohnerdorf. Er fährt einen kleinen Kia Pride und ist seit 3 Monaten geschieden. Sein zu Hause stellt ein kleines 80 qm Haus dar, welches einen nicht zu großen Garten und alle von uns gewohnten Einbauen hat. Tohid ist ein sehr offener, großzügiger und auf Sauberkeit bedachter junger Mann. Als Begrüßungsessen gab es Omelette, später zum Abend noch einen Hühner-Kartoffel-Eintopf.
Essen bei Tohid
 
Für uns ist diese Begegnung perfekt. Gleich zu Beginn unserer Reise in diesem uns noch sehr fremden Land, Informationen aus erster Hand zu bekommen, und das noch in sehr gutem Englisch. 
Was will man mehr?
Hier mal ein paar Dinge, die man beachten muss, damit ihr euch besser vorstellen könnt was im Iran anders ist: Kopftuch tragen ist für Frauen Pflicht, sowie das Verhüllen aller weiblichen Rundungen. Männer sollen Hosen tragen, die übers Knie reichen. Somit ist der Gedanke an das Schwimmen an einem öffentlichen Ort hinfällig. Tanzen in der Öffentlichkeit ist untersagt. Alkohol gibt es im ganzen Land offiziell nicht. Bars und Clubs existieren unseres Wissens nach somit auch nicht. Viele Internetseiten werden blockiert (u.a. Facebook & bloggerseiten). Diese werden oft durch Filter umgangen, so dass auch in diesem Land Facebook stark genutzt wird.
Am nächsten Tag zeigte uns Tohid die nähere Umgebung was hier ein Umkreis von 150 km bedeutet. Wir waren in einem schick angelegtem Park in dem wir von einer Frauenvolleyballmannschaft quasi überfallen wurden. Sie waren sehr interessiert an den 2 ausländischen Besuchern. Nach einer Fotosession konnten wir uns aus den Krallen dieser Mädelstruppe befreien.


interessierte Volleyballmannschaft


 
Weiter ging es zu einer schicken, alten Kirche und dann an einen perfekten Picknickplatz. Man muss wissen dass die Iraner für ihr Leben gern picknicken. Unser neuer iranischer Kumpel bereitete ein Barbecue mit Fleischspießen (Kebab) und Tomaten vor. In der Zeit gingen wir die kleine Schlucht erkunden und mussten für die sehr interessierten Iraner für Fotos und Videos her halten.



Kebab mit Tohid

Abends erfuhren wir, dass unser Gastgeber „Hitler“ für seine große Organisation liebt. Ein Missverständnis mussten wir noch ausräumen. Tohid dachte dass in Deutschland alle Hitler lieben würden. Dies konnten wir zum Glück nicht bestätigen.

Frühstück

Tohid unterrichtet nicht nur an einer staatlichen Schule, sondern noch in einem Englisch-Institut. Er fragte uns ob wir uns vorstellen können mit in das Institut zu kommen um seinen Schülern für eine Praxislehrstunde zu dienen. Natürlich sagten wir zu. Am nächsten Vormittag rief er den Institutsleiter an, so dass dieser alle Jugendlichen informieren konnte. Es war islamischer Sonntag (also Freitag) und alle Kinder kamen freiwillig ins Institut. Nicht nur wir waren etwas Besonderes an diesem Tag, sondern es saßen Jungs und Mädels gemeinsam in einem Klassenraum.

zu Gast im Englischinstitut

Girls only

Boys only


Wir berichteten von unserem Leben daheim, unserer Reise und was uns antreibt durch fremde Länder zu radeln. Sie fragten Dani was sie vom Tragen eines Kopftuchs hält und mich, welches Smartphone ich bevorzuge. Für Dani ist das Tragen des Kopftuches für eine begrenzte Zeit kein großes Problem, ich konnte die an mich gestellte Frage nicht so recht beantworten, da mein Mobiltelefon aus dem Jahre 2007 stammt und wohl fasst jeder Schüler dort ein neueres hat. Nach einem schüchternen Beginn war es eine rege Frage- und Antwortstunde, die, in der uns nun schon gewohnten Fotosession, endete. Vom Institutsleiter wurden wir zum Dank noch zum Essen eingeladen.
Mit Tohid zusammen besuchten wir noch einen Königspalast. Danach ging es wieder zu ihm nach Hause, wo ich mein Rad nach der ersten Reifenpanne wieder einbauen musste, da wir am nächsten Tag unseren gastfreundlichen Iraner verlassen wollten. Nach leckerem Abendessen tauschten wir noch ein wenig Musik aus und fielen nach einem anstrengenden Tag in unser Schlafgemach.

Schlafgemach bei Tohid


Nach einem gemeinsamen Frühstück und einer kurzen, schmerzlosen Verabschiedung saßen wir auf den Rädern in Richtung Tabriz. Nach dieser aufregenden, informativen Zeit waren wir wieder froh allein zu sein. Wir denken, dass grad die Mischung wichtig ist, die Mischung aus allein sein und radeln sowie intensiven Begegnungen mit Menschen.



Wir trafen radelnde Chinesen, die auf dem Weg nach Europa sind und unseren Berechnungen nach im tiefsten Winter dort ankommen. Wir lobten unsere eigene Reiseplanung. Weiterhin trafen wir nette Einheimische, bekamen ein paar Stück Melone geschenkt und in einem „Restaurant“ wurde uns zu unserem selbst mit gebrachten Apfel noch ein Teller und Messer serviert. Ein junger Mann an einer Tankstelle wollte mir jedoch das 3 fache vom Normalpreis berechnen womit er jedoch nicht durch kam.



An unserem 124. Reisetag war Dani recht schlapp und hatte mit Schnupfen und leichten Halsschmerzen zu kämpfen. Wir beschlossen nach 45 km in der Stadt Marand halt zu machen damit Dani sich auskurieren konnte. Auf dem Weg in die Stadt trafen wir Akbar auf seinem Moped. Wir fuhren mit zu seinem Supermarkt und es stellte sich heraus dass er immer gern Radreisenden oder Reisenden allgemein weiter hilft. Der 32 jährige Akbar zeigte mir seine gesammelten Fotos von Reisenden die er in Marand getroffen hat. Ein Kumpel von ihm brachte uns zu seinem nahe gelegenen Hostel wo wir günstig übernachten konnten. Nachmittags kaufte ich bei ihm im Laden noch ein und wir verabredeten uns auf halb 8 zum Abendessen. Dani brauchte ein wenig Ruhe und somit verbrachte ich den Abend mit Akbar und Mohammed, einem Kumpel von ihm. Wir aßen Falafel, cruisten mit dem Auto durch die Stadt und unterhielten uns dabei. Beim Verabschieden gab es eine Einladung zum Frühstück an seinem Markt. Dani ging es morgens besser. Akbars Omelette war sehr gut und wir nahmen das Mahl in einem gegenüber liegenden Büro zu uns.


Akbar (links) & Mohammed (rechts)
 
Wir verbrachten einen langen Tag auf den Rädern mit viel Hauptstraßenverkehr und schlechter Beschilderung. Durch sehr hilfsbereite Menschen hinter deren Autos wir mehrere Kilometer her fuhren gelang es uns Tabriz erfolgreich zu umfahren. Jeden Tag bekommen wir mehrere Dinge geschenkt. Die Tage durfte ich nicht einmal im Supermarkt bezahlen. Wir bekamen vorweg 2 Softeis geschenkt, 2 Kuchenstücke und die Getränke umsonst obendrauf. Aus anhaltenden Autos gibt’s Äpfel, Gurken….






Am 126. Reisetag gab es den 2. Platten der Tour. Beide Male war ein kleiner Stahldraht der Übeltäter, wahrscheinlich aus den zerfetzten Reifen die oft auf dem Seitenstreifen liegen. Nach einem recht unspektakulären Tag campierten wir abends in einem Park, der von den Einheimischen am islamischen Wochenende (Donnerstag + Freitag) viel genutzt wird. Es war Dienstag und somit hatten wir freie Platzwahl. Die Parkgärtner und –Wächter sagten es sei kein Problem eine Nacht dort zu verbringen und gesellten sich zu uns. Mustafa (gelernter Koch) half beim Zubereiten unserer Nudeln mit Tomatensoße. Vielleicht ein bisschen zu aufdringlich für unser Empfinden, doch sicher nett gemeint.







Am folgenden Tag, in der Stadt Miyandoab, sprach uns ein Mann an, dass wir ihn zu einem Freund begleiten sollen. Er meinte nur, er liebt Radfahrer. Es ging zu seinem Kumpel der einen Radladen hat. Nach einem kurzen Gespräch stellte sich heraus dass „Akbar aus Marand“ ein guter Bekannter von ihm ist. Er selbst war viel in der Türkei mit dem Rad unterwegs und möchte nächstes Jahr in Europa eine Tour machen. Nach einem Melonensaft und Datteln waren wir wieder auf dem Weg nach Takab, einem Ort den wir uns für einen Ruhetag aus geguckt hatten.
















Dieser Radfahrtag lief sehr gut, wenig Höhenmeter viel Rückenwind. Nach 112 km erreichten wir die Stadt Shahin Dez und wurden von einer sympathischen, 3-köpfigen Familie eingeladen, deren Haus 6 km in die falsche Richtung lag. Wir lehnten dankend ab, was man uns nicht leicht machte. Keine 30 Minuten später ärgerten wir uns über uns selbst. Wir hoffen dass es nicht die letzte Einladung sein wird, schämen uns jedoch ein wenig sie nicht angenommen zu haben.
Die Nacht verbrachten wir in einem stadtnah gelegenen Park. Wir fragten bei den Dorfältesten (Parkältesten) um Erlaubnis. Nachts kam jemand zu unserem Zelt und rief etwas. Ich erwiderte: „Go away“. Er wiederholte das von uns vorher nicht verstandene: „Police“. Wir dachten :“Ups!“ Dann habe mich doch aus dem Zelt bequemt. Man wollte uns mitteilen dass der Park nicht sicher sei, wir besser wo anders in der Stadt schlafen sollen. Wir lehnten ab und ich begab mich wieder in Schlafposition. Keine 10 Minuten später stand wieder jemand vorm Zelt. Diesmal ein Zivilpolizist. Er meinte das gleiche wie seine Kollegen und kontrollierte noch unser Visum. Er meinte es sei nicht mehr gültig. Ich erklärte ihm wofür welches Datum wichtig ist und er verschwand wieder. 5 Minuten später war er wieder da und meinte wir müssten doch unsere Räder an etwas anschließen, als er gerade erkannte dass sie am Baum angeschlossen waren. Der Rest meiner Geburtstagsnacht verlief ruhig.



Geburtstagsfrühstück
 
Von dem nicht so sicheren Park haben wir zum Glück nichts mit bekommen, stattdessen brachte uns morgens ein Junge eine Kanne mit Tee, super nett! So durfte mein Geburtstag starten. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt gab es dann das richtige Frühstück. Wir verbrachten einen sehr schönen Tag auf einer relativ einsamen Straße mit schönen Ausblicken und vielen Höhenmetern (1321). Zudem erreichten wir den bisher höchsten Punkt unserer Tour mit 2300 Metern. Am Abend fuhren wir in unser anvisiertes Ziel Takab ein, kauften Geburtstagsgebäck und genossen die warme Dusche im Hotel.

unglaubliche Packkünstler






Unser weiterer Plan ist es im Westen Irans in Richtung Dezful zu fahren und dort mit deinem Zug durchs Gebirge nach Dorud zu kommen von wo aus wir nach Esfahan weiter radeln werden.


Link zu unserer bisher gefahrenen: Route

KM-gesamt: 5963
Zeit im Sattel: 387 Stunden
Höhenmeter gesamt: 38078

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