Kleine Begrüßung




Moin, moin!

Schön dass du auf unserem blog gelandet bist!


Aktuell berichten wir hier von unserem 1 jährigen Radabenteuer welches Ende Mai 2014 begann. Wir starteten in Hamburg und sind ganz grob gesagt in Richtung Osten, Südosten unterwegs. Der Plan ist es über Athen, die Türkei bis in den Südiran zu radeln und dann von Dubai aus einen Flieger nach Myanmar zu nehmen und dort weiter zu fahren. Doch Pläne sind zum ändern da...

Wenn man durch ferne Länder reist bekommt man automatisch mit dass in anderen Ländern andere, größere und tiefgründigere Probleme herrschen als wir sie aus Deutschland kennen. Wenn man diesen Menschen helfen möchte gibt es unserer Meinung nach 2 Möglichkeiten. Entweder man packt selbst aktiv mit an und versucht etwas zu bewegen, oder man wählt den bequemeren Weg und gibt den Menschen die die 1. Variante gewählt haben eine finanzielle Unterstützung. Auch wir haben uns für die 2. Möglichkeit entschieden und würden uns freuen wenn ihr "unser" Projekt unterstützt.
Bei Amnesty haben wir das Projekt ins Leben gerufen "Dani & Henne go east". Den Link findet ihr auf der rechten Seite unter der Überschrift "Brauchbare Links".


Doch nun wünschen wir einfach viel Spaß beim Verfolgen der Reise!!!

Donnerstag, 6. Dezember 2012

4. Bericht: El Chalten - Coihaique

19.11. - 02. 12. 2012


Gestern bin ich stinkend in Coihaique eingetroffen! Das Warten hatte ein Ende und ich konnte mich ein wenig auf dem Rad austoben!

In El Chalten verbrachte ich noch 2 weitere Tage. Mein altes Hostel verließ ich wegen einer morgens zugemüllten Küche und zog nur 200m weiter in mein neues zu Hause ein! Dort lernte ich promt 4 Franzosen kennen; 3 Feuerwehrleute und ein "Schmidt" (so nennen die Feuerfresser die Polizisten in Paris). Mit den Vieren wanderte ich zur "Laguna Torre" und abends gab´s 1-2 Bier und nen Weinchen!



Des weiteren erfuhr ich einiges über deren Arbeitsalltag und moechte dies meinen Kollegen die diesen Blog eventuell auch lesen mal mitteilen!
Die Feuerwehr ist in Paris militärisch organisiert. Es wird 2x am Tag laufen gegangen und ebenfalls 2x am Tag wird die Wache gesäubert. In Paris gibt es KEINE Mittagsruhe, sie müssen wenn es angeordnet wird 72 Std. am Stück arbeiten und verdienen 1600€! Nur ein kleiner Einblick in das Arbeitsleben einer anderen Feuerwehr.
Mit das Beste an den Franzosen war Stephans T-Shirt, als er abends seinen Pulli auszog!... Schaut selbst!

Pariser "bombero" (Feuerwehrkollege)


Am folgenden Tag hatten die 4 Weiterreiseorganisationsprobleme und ich wollte alleine eine Wanderung zu dem Fuße des Monte Fitz Roy machen. Nach einer halben Stunde brach ich mein Vorhaben ab. Eine Wolkenfront und derbster Wind schoben sich mir entgegen. Man hatte Probleme den einen Fuß koordiniert vor den anderen zu setzen. Bei diesen Bedingungen macht es keinen Spaß 8 Stunden durch Wind und Wetter zu ochsen!

Ich habe hier noch einmal darüber nachgedacht wie man euch daheim den Wind hier näher bringen kann. Also unser kurzzeitiger Reisebegleiter Ronny brachte es mit 2 Dingen auf den Punkt:
1. "Du bist hier nur ein Spielball der Natur!"
2. "Zu Hause würde man bei dem Wind keinen Fuß vor die Tür setzen geschweige denn auf´s Rad steigen!"
Ich kann noch hinzufügen, dass kein Kiter darüber nachdenken würde auf´s Wasser zu gehen und wenn nur mit einem 0,3qm Kite. Man merkt einfach, dass die Natur mächtiger ist, als der kleine Mensch auf seinem Drahtesel!Die Busse und LKW fahren hier in krasser Schräglage bei Seitenwind durch die Gegend und wie ich schon beschrieben habe werden die Kinder schnell eingefangen, damit sie nicht umgepustet werden.

Des weiteren habe ich ein kleines Video gedreht, in dem man vielleicht erahnen kann was wir meinen!



Da meine Lust auf Warten und Rumdödeln in dem Dorf abnahm brach ich am folgenden Tag auf. Ich fuhr zum "Lago Desierto" und machte dort noch eine Mini-Wanderung. Während der Zeit stellte ich mein Rad im Wald ab und als ich zurück kam hatte ich ein kleines Präsent in Form von etwas Schoki an meinem Rad. Abends campte ich wild und schipperte am nächsten Tag über den See.

Fähre Lage Desierto


Ich hatte Glück, dass dieser Kutter fuhr, da dies eine Woche zuvor noch nicht der Fall war! Und hier sei dem Ronny ein großer Respekt ausgesprochen, der die 12 km sein Rad noch um den See schleppen musste. Ich hörte von einer Tortur von 2-3 Tagen! Ich jedenfalls war innerhalb einer halben Stunde drüben. Dort angekommen stand wohl eine der einsamsten Grenzüberschreitungen in meinem Leben an. An diesem Grenzposten reisen im Jahr 2000 Menschen von Argentinien nach Chile oder umgekehrt!
Es stand eine Radwanderung von 7 km an. Dies hieß soviel wie: Taschen ab vom Rad, den Weg bis zu 3x gehen um alles hoch zu tragen; danach Fronttaschen mit auf die Hecktaschen schnallen und so 5-6 Flüsschen, ein Matschfeld durchqueren und das Rad über alles schieben was im Weg war!



ausgewaschener Wanderweg



In Chile angekommen konnte man wenigstens wieder auf den Pedalen stehend irgendwie voran kommen! Es fing an zu regnen, ich zog meine Regenjacke an und düste weiter.



Abends am menschenleeren Hafen angekommen nistete ich mich in dem nur mit Draht verschlossenen Hafenhäuschen inkl. Ofen ein! Erst abends beim "Kopfkissenbau" (in einen Packsack kommt meine Fleecejacke) stellte ich fest, dass meine eine Fronttasche fehlt! Nachdem dieser Schock schnell verdaut war, beschloss ich am nächsten Morgen den Weg ab zu gehen und nun erst einmal zu schlafen!
Ich konnte die Tasche nur beim Regenjackeanziehen stehen lassen haben. Das Gute an der Sache war, ich hatte die Jacke an dem Schild "6,6km - Hafen Mancilla" angezogen. Hieß: Wahrscheinlich werde ich eine Wanderung von 13km machen! Weiterhin war gut, dass an diesem einsamen Weg wohl niemand vorbeikommt, der sie einfach sein Eigen nennt.

Einem gehen auf dem Weg so einige Gedanken durch den Kopf: "Was ist wenn sie nicht dort steht?! "Doch eigentlich muss es ja so sein, wenn ich sie verloren hätte, dann hätte ich es gehört!" Wie dem auch sei, sie stand nach einer einsamen Nacht noch an Ort und Stelle!



Nachdem mein Gepäck wieder komplett war und ich auf dem Rückweg zu meinem zu Hause war kamen Ralf und Marion auf ihren Rädern vorbei! War für mich recht passend, da sie mir die Tasche 6 km bis zum Hafenhäuschen tranportierten. Welch ein Service. Sie meinten: "Hättest doch nicht hier hoch rennen müssen, wir hätten dir deine Tasche schon mitgebracht." Doch die Ruhe muß man erst einmal haben!
Zu Hause angekommen heizte ich meine Hütte mit dem hauseigenen Ofen ein und die beiden kamen gerade vorbei um bei mir zu kochen, im Warmen!

illegal bezogenes Hafenhäuschen mit Ofen



Doch keine 10 min später kam Tito vorbei und gab uns zu verstehen, dass man dort nicht hausen dürrfe. Da wir keinen Stress bekommen wollten zogen wir um und fanden eine neue Bleibe bei Tito, der eine Estancia besitzt. Dort trafen wir auf einige Backpacker und Jean-Pierre, einem Radfahrer aus Frankreich, der 2 Jahre unterwegs sein möchte. Jean-Pierre war gerade mal 5 Tage bei Tito, da er die Fähre am letzten Samstag leider verpasst hat. J-P. arbeitete in dieser Zeit für Tito und bekam dafür wenigstens einen Sondertarif für sein Einzelzimmer und abends frei Essen. Es war sehr witzig J.-P. und Tito bei ihrer Konversation zu zu sehen, da J.-P. nur französisch und Tito ausschließlich spanisch spricht.



An der Estancia tauchte auf einmal ein asiatisch aussehender Californier auf. Er war gestandene 69 Jahre alt und wollte die 24km auf die argentinische Seite zurück legen. Jedoch hatte er bei Tito 2 Pferde gebucht, damit sei Trolli auch mit kommt. Jedoch sagte man ihm nicht, dass Tito ihn und seinen Koffer nur bis zur Grenze transportieren darf und er die restliche 7km über Stock und Stein mit seinem Rollkoffer alleine zurück legen muss! Wir wünschtem ihm verdammt viel Glück und ich hoffe er hat alles bestens überstanden.


Nahrung für 1 Woche



In Villa O´Higgins deckte ich mich mal wieder für eine Woche mit Essen ein und fuhr am nächsten Morgen gegen 9 Uhr in Richtung Rio Bravo (Entfernung 100km). Auf der Fahrt überlegte ich, dass ich evtl. die Fähre um 16 Uhr noch bekommen koennte und versuchte mich zu beeilen. Dabei vergaß ich jedoch was zu essen und der Wasserhaushalt in meinem Körper wurde auch nicht rechtzeitig wieder aufgefüllt. Ein Ereignis welches mir die Augen öffnete war; Ich sah plötzlich einen Grillteller vom Griechen vor mir! Es öffnete mir ein wenig die Augen, dass ich entspannter reisen muss und nicht wegen einer Fähre, die 2x am Tag fährt Stress zu haben....grade wenn man nur 5 Monate Zeit hat! Als ich feststellte die Fähre nicht mehr erwischen zu können radelte ich noch gemütlich vor mich hin und wurde von einem Chilenen heran gewunken. Man lud mich auf einen Tee und Gebäck mit Marmelade ein.

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Abends fand ich mal wieder ein perfektes Hafenhaus, diesmal ohne Ofen, dafür mit Klo und Frischwasseranschluss!
Morgens kam J.-P. um 9:30 Uhr und und ich konnte meinen reichhaltigen französischen Wortschatz einsetzen. Naja, wir verständigten uns mit Händen und Füßen und einem kauderwelsch aus französisch, spanisch und englisch. Um 1 Uhr kam die Fähre und danach ging es wieder auf´s Rad. Da er einen Abstecher machen wollte verabschiedeten wir uns von einander. Ich war somit ca. 50km vor ihm und erreichte am nächsten Tag Cochane. Als ich grad mit der Dani aus einer Post telefonierte stand er wieder hinter mir. Ich dacht: "Das kann nicht sein, dann muss J.-P. heut 130km gefahren sein!" Es stellte sich aber heraus, dass er einen Pick-up genommen hatte und deswegen mir so schnell folgen konnte!
Die Nacht verbrachten wir mit 3 weiteren Franzosen auf einem Campingplatz und ich war den Abend eher passiver Zuhörer als aktiver Gesprächsteilnehmer.


Innerhalb von 3 Tagen bin ich bis Cerro Castillo gekommen. Ab hier ist ein Teilstück der Carretera Austral geteert, worauf man sich wirklich verdammt freut! Diesen Übergang musste ich fotografieren. Und man glaubt es nicht, doch ich war grad 2 Meter auf asphaltierter Straße, da merke ich dass mein Hinterrad Luft verliert. Ich rollte noch bis zur Bushaltestelle und demontierte mein Rad. Ich musste feststellen, das eine aufgescheuerte Stelle - von vor El Calafate - sich bis auf den Schlauch durch gescheuert hat. Mit meinem Flickzeug war es schwierig den Mantel wieder fit zu machen. Also versuchte ich mein Glück in diesem wirklich kleinen Ort eine "Gomeria" auf zu treiben. Ich ging um die erste Hausecke und wollte grad einen Mann in einer Werkstatt fragen wo sich hier evtl. eine befindet....doch ich stand schon in ihr drin! Er reparierte mir den Mantel sowie den Schlauch für umgerechnet 1,50€. Das gab für ihn nochmal das gleiche als Trinkgeld. Ich war verdammt glücklich über diesen Zufall!



Dann aß ich mit einem Schweizer Radfahrer zu Mittag



und radelte bis in den Abend hinein zu meiner neuen zu Hause, einer Bushaltestelle. Sie war leider nur zu einer Seite komplett wind- und regendicht und somit regnete es ein wenig hinein. Doch mit meiner Regenjacke als Schutz über meinem Fußteil des Schlafsacks war es in Ordnung!



Diese Haltestelle befand sich an dem ersten Stopschild nach 1800km welches ich außerhalb einer Stadt passieren musste.
Am nächsten Morgen wollte ich nur 40km bis nach Coihaique radeln. An diesem Morgen wurde ich an den 4. Tag dieser Reise erinnert. Ich hatte derben Gegenwind und hatte mal wieder das Gefühl nicht voran zu kommen. Nach 3 Stunden erreichte ich den Ort war war froh mal wieder ausgiebig duschen zu können. Hier lernte ich mal wieder nette Menschen kennen die aus Oberursel kommen. Mit ihnen verbrachte ich einen schönen Abend und unsere Wege werden sich morgen wieder trennen. Sie reisen 3 Monate durch Argentinien und Chile.



KM gesamt: 1869
Zeit auf dem Sattel: 145 Stunden
Höhenmeter: 20044

4 Kommentare:

  1. Moin Henne!
    Es ist immer wieder spannend deine Texte zu lesen und ich bin mir sicher das nicht nur meine Wenigkeit den Hut vor deiner Reise zieht.
    Danke für deine Reiseberichte! Lass uns weiter so teilhaben!
    Viele Grüße, Birne!

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    1. Nett von Dir! Ich werd emein Bestes tun und bald wieder was schreiben. Man denkt immer, es passiert nun bestimmt erstmal nix spannendes und man faehrt einfach nur Rad, doch meist ist es doch anders!!

      Viel Spass weiter beim Verfolgen...

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  2. Bester Henrik,
    Welch ein Abentuer, ich lese dein Blog wieder und wieder. Aber Mensch, ist das alles nicht zu anstrengend? Hast du zu Hause dass gewusst mit die verruckten Wind? 20.000 Hohenmesser schon und die richtigen Andes sollen noch anfangen das ist ein schoner Voraussicht. Es freuht mir das du am meisten immer wieder netter Menschen entgegnet. Das macht es wieder Wert diese Reise zu unternehmen. Auch habe ich Bewunderung fur deine grundliche Vorbereitungen. Aber, wie kontte das passieren mit deinem Vorderntasche? Ein zweiter Mal darf man nicht auf soviel Gluck rechnen. Ich hoffne das es von diesem Punkt ein bisschen leichter wird. Lieber Freund, viel Gluck bei deinem weiteren Expedition und viel Erfolg beim suchen nach Safarikuchen, was hatte ich gerne dabei gewesen. Albert

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    1. Hej Albert!

      Mich freut es riesig, dass mein guter, alter hollaendischer Rad- und Cookiefreund meine Reise verfolgt! Wir hatten eine so schoene Zeit in Norwegen, die ich auch bei all diesen neuen Abenteuern nie vergessen werde.
      ALbert, anstrengend ist es natuerlich, doch ein bischen ist man ja auch deswegen unterwegs! Ueber die Windbedingungen wusste ich vorher schon bescheid, doch wirklich realisieren tut man es erst wenn man hier faehrt!
      Hier gibt es eine aehnliche Spezies wie den Safari.Kuchen, hier heisst er "Tody". Die Cookies haben grosse Schokostueckchen und schmecken am Besten. Einen einzigen Nachteil haben sie: Sie sind die teuersten!
      Die Begegnungen mit den hier lebenden Menschen sind immer die praegensten, da muss ich dir Recht geben. Auf meine Taschen passe ich ab nun an ein bischen mehr auf, versprochen...
      Lieber Albert, ich wuerde gerne ein wenig deine Gesellschaft geniessen auf dieser Radtour, doch vielleicht muss ich einfach mal wieder in Amersfort vorbeischauen!!!

      Ich wuensche dir auch weiterhin verdammt viel Spass beim Verfolgen meiner Reise und hoffe, dass du heir noch was von spannenden Abenteuer, netten Begegnungen und herausfordernden Andenpaessen lesen kannst!!!

      Dein Tarzan / Henirk

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