Kleine Begrüßung




Moin, moin!

Schön dass du auf unserem blog gelandet bist!


Aktuell berichten wir hier von unserem 1 jährigen Radabenteuer welches Ende Mai 2014 begann. Wir starteten in Hamburg und sind ganz grob gesagt in Richtung Osten, Südosten unterwegs. Der Plan ist es über Athen, die Türkei bis in den Südiran zu radeln und dann von Dubai aus einen Flieger nach Myanmar zu nehmen und dort weiter zu fahren. Doch Pläne sind zum ändern da...

Wenn man durch ferne Länder reist bekommt man automatisch mit dass in anderen Ländern andere, größere und tiefgründigere Probleme herrschen als wir sie aus Deutschland kennen. Wenn man diesen Menschen helfen möchte gibt es unserer Meinung nach 2 Möglichkeiten. Entweder man packt selbst aktiv mit an und versucht etwas zu bewegen, oder man wählt den bequemeren Weg und gibt den Menschen die die 1. Variante gewählt haben eine finanzielle Unterstützung. Auch wir haben uns für die 2. Möglichkeit entschieden und würden uns freuen wenn ihr "unser" Projekt unterstützt.
Bei Amnesty haben wir das Projekt ins Leben gerufen "Dani & Henne go east". Den Link findet ihr auf der rechten Seite unter der Überschrift "Brauchbare Links".


Doch nun wünschen wir einfach viel Spaß beim Verfolgen der Reise!!!

Mittwoch, 19. Dezember 2012

5. Bericht: Coihaique - Pucon

02. 12.  -  18. 12. 2012


Von den angedachten 600km auf der Carretera Austral wurden "nur" 300 weitere Kilometer auf dieser Strasse verbracht, denn es änderten sich die Pläne!!!

In Coihaique verabschiedete ich mich noch von der weihnachtlich geschmückten Innenstadt und fuhr auf der asphaltierten Carretera Austral gen Norden! Doch man kann es nicht abstreiten; für eine in unseren Gefilden geborenen Menschen gehört ein bisschen Kälte zu Weihnachten einfach dazu. Somit kam bis jetzt noch keine Weihnachtstimmung bei mir auf.




An diesem Tag lief es auf dem Rad recht gut und ich nahm mir vor bis in das 90km entfernte Manihuelches zu fahren! Ich hörte von anderen Radfahrern, dass dort ein "Casa de cyclista" sein soll, also eine unentgeltliche Herberge für Radler. Ich sollte in dem Ort nach Jorge fragen und irgendwer würde ihn schon kennen! Um ca. 17 Uhr (30km) vor der Ortschaft grüßte ein von hinten kommendes Fahrzeug fröhlich mit seiner Hupe. Er wurde langsamer und wir fuhren nebeneinander her. Ein mitvierzigjähriger fragte mich wo ich denn heute hin wolle und ich erklärte ihm, dass ich das kommende Dorf erreichen wolle und bei Jorge unterkommen möchte! Daraufhin antwortete er nur: " Das bin ich!". Welche Zufälle es doch wieder gibt. In Manihuelches angekommen wusste die 4. Person die ich fragte auch wo Jorge wohnt und wies mir den Weg. Bei ihm, seiner Familie und seinem Cousin bekam ich eine Matratze, Kochmöglichkeit, eine warme Dusche und nette Gespräche. Eine sympathische Familie. Er und sein Cousin reparieren Fahrräder und Jorge meinte: "Ich glaube ich bin ein bisschen verrückt und deswegen gebe ich anderen verrückten ein vorübergehendes zu Hause!". Bei ihm schlafen pro Jahr (und die Saison ist nur bis zu 6 Monate lang) 160 Radfahrer.




Ich verabschiedete mich von dieser herzlichen Familie und fuhr die verbleibenden, asphaltierten 90km. Diese Nacht musste ich in einer nicht gut riechenden Bushaltestelle verbringen, da um mich herum nur steiniger Untergrund war. Doch die Zeltunterplane schützte mich vor dem Unangenehmsten!
Am nächsten Tag ging es auf einer "unpaved road" weiter. Ein Anstieg auf 600 Meter bei Nebel und leichtem Regen. Das was einen manchmal bei den Anstiegen befriedigt ist, dass selbst die motorisierten Fahrzeuge bei gewissen Steigungen ihre Probleme haben.Die Fahrt ging durch den "Kalten Regenwald" und man konnte hier Pflanzen bestaunen, die ich noch nie gesehen habe! Dies sind wohl eine Art Rhabarbergewächse die halt nur ein wenig größer werden!






 
An diesem Tag beschloss ich nach 57km noch einen erholsamen Tag in Puyuhuapi einen Dorf von 1000 Einwohnern zu verbringen. Dieser Ort wurde 1935 von deutschen Pionieren gegründet. Ich genoss den Tag, kaufte wieder verdammt viel ein und ging zur Bibliothek in der man umsonst ins Netz konnte. Wen sehe ich da vorm Rechner?! Den David, den ich in Mancilla vor 800km am Beginn der Carretera Austral kennen gelernt habe! Wir kochten abends zusammen und tranken ein Bier! Abends stellte ich meine Radtasche mit dem Essen raus, da es im Haus zu warm war und wir keinen Kühlschrank hatten.
Als ich morgens mein Frühstück zubereiten wollte erschreckte ich! Meine Radtasche lag aufgerissen im Innenhof. Ein Hund hatte wohl großen Hunger und gab alles um an das Brot, die Wurst und den Käse zu kommen! Naja, da kann man sich schon ein wenig die Schuld selbst in die Schuhe schieben, dem Hund kann ich sei jedenfalls nicht geben.....auch wenn ich dies im ersten Moment natürlich tat.




Ich machte mich auf die Suche nach einer Person, die mir die Tasche flicken kann. An einer "Gomeria" klopfte ich an und er gab mir zu verstehen, dass er mir nicht weiterhelfen könne. Nächster Anlauf war bei der Turi-Info nach einer Näherin zu fragen. Dort nannte man den Namen "Aurora", sie wohne gleich in der nächsten Straße, doch wo genau konnte man mir nicht sagen. Nach einer halben bis dreiviertel Stunde an Häusern fragen und suchen fand ich Aurora in einem etwas abgelegenen Viertel des Ortes. Sie war sehr hilfsbereit und meinte sie könnte die Tasche in 2 Stunden wieder einsatzbereit haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn die Tasche natürlich nicht mehr wasserdicht ist! Ausgeben musste ich für den Spaß umgerechnet lediglich 3 € + den Kauf neuen Essens!



Nach dem Supermarktbesuch ging es dann um 11 Uhr los. Ich wählte nicht wissend eine gesperrte Straße und musste einen Fluss etwas abenteuerlich überqueren und fragte mich dabei schon wo denn die Autos alle lang fahren. 1 km später wurde mir klar, dass eine andere Straße durch den Ort führt.



Da ich viele Radfahrer traf und eigentlich alle aus Norden über Argentinien (Futaleufu) kommen und begeistert sind entschied ich ebenfalls dort lang zu fahren. Ein weiterer Vorteil für mich ist, dass ich auf dem Weg nach Santiago de Chile nicht so viele Kilometer auf der Ruta 5, der Panamericana zurücklegen "muss". Der Weg über Futaleufu führt erst auf Höhe von Temuco wieder nach Chile und der Ruta 5!

 Die nächsten Tage fuhr ich bei meist angenehmen Temperaturen durch schöne Umgebung. Doch zwischendurch dachte ich bei den Wegen wirklich: " Die Wege würden in Deutschland nicht einmal eine Zulassen für einen Feldweg bekommen!". 



2 weitere Tage ging es fast nur durch den Regen. Man macht dann so gut wir keine Pause, da man immer sehr schnell auskühlt. In diesen 2 Tagen kamen 210km zusammen und da man auf dem Rad viel Zeit zum nachdenken hat baute ich ein Haus in meinem Kopf! Das beruhigende ist, dass ich ein östereichisches Paar traf und er mir erzählte, dass er schon ähnliches gemacht hat. Ebenso beruhigend ist es, dass auch andere Gleichgesinnte mit dem Wind kommunizieren und man manchmal das Gefühl hat er könne Gedanken lesen.....Schon komisch die Radfahrerwelt!!!

An meinem 51. Reisetag passierte eine der bisher schönsten Geschichten die ich zu berichten habe. Und ich denke die Personen denen ich das zu verdanken habe wissen gar nicht, dass es für mich mal wieder eine so interessante und erzählenswerte Geschichte ist. 
Ich suchte gegen 19 Uhr einen Wildcampingplatz. Dabei hält man oft an und verfolgt irgendwelche Stichwege die von der Hauptstraße abgehen. So auch dieses Mal. Der Weg führte zu einer großen Freifläche und einem alten Gebäude. Im ersten Moment dachte ich: "Cool, hier kann ich einfach mein Zelt aufbauen." Doch dann inspizierte ich das Haus ein wenig genauer und sah dort Bettzeug liegen. Ich beschloss dort nicht zu zelten und wollte die Lichtung gerade wieder verlassen, als 5 Waldarbeiter zu ihrer Herberge zurück kamen! Sie waren im ersten Moment etwas skeptisch, nachdem ich ihnen einigen von meinen "Super-Tody-Keksen" (die mit den großen Schoko-Stückchen, einfach die besten hier) gab, luden sie mich zu sich ins Haus ein. Die Story nahm ihren Lauf und sie servierten mir Abendessen, ich trank meinen ersten bitteren "Mate" und ich durfte auf ihrer Couch nächtigen!



Auch wenn mein Spanisch nur aus einigen Wörtern besteht erfuhr ich viel von den 5 Jungs. 2 von ihnen sind 27, einer 28, ein Jungspunt von 18 Jahren und einen "abuelo" (Opa) mit 40 Jahren. Sie arbeiten alles quasi als Selbstständige, malochen an die 12 Stunden pro Tag und 5 Tage die Woche. Sie haben lediglich 1 Woche im Jahr frei, verdienen um die 900€ im Monat und besitzen (außer Einer) kein Auto und schienen es nicht nachvollziehen zu können wieso jemand mit dem Rad durch ihr Land von Süd nach Nord fahren möchte.



Wir hatten viel Spaß und hörten ein wenig deutschen Reggae in Form von Seeed. Sie schienen es zu mögen und mit einem Glas Wein kam ein wenig Tanzstimmung auf dem Dancefloor auf. Es war einfach schön etwas direkt und so hautnah von den Einheimischen zu erfahren.
Am nächsten Morgen stieg ich wieder auf meinen Esel und sie präparierten ihre Ochsen, mit denen sie Baumstämme aus dem Wald ziehen!


Die nächsten beiden Tage ging es durch den Nationalpark Lanin, auf der "Ruta de 7 Lagos". Eine weitere etwas außergewöhnliche Begegnung ließ nicht lange auf sich warten. An einem Aussichtspunkt stand ein altes Taxi. Nun denkt man; naja, altes Taxi, nicht so spannend. Doch der Besitzer und seine Freundin wollen mit diesem 82 Jahre alten Gefährt innerhalb von 3 Jahren von Ushuaia bis nach Alaska hoch fahren. Ich unterhielt mich mit dem brasilianisch-portugiesischen Paar eine Stunde und wir machten noch eine Fotosession unter anderen mit einer Schulklasse die noch vorbei kam!







In San Martin de los Andes lernte ich auf der Suche nach einem Hostel 2 radreisende Neuseeländer kennen, die seit 8 Monaten unterwegs sind. Abends gingen wir mit Bekannten von ihnen (anderen Langzeitreisenden) ein Bierchen trinken und tauschten unsere Erfahrungen aus! Da alle aus Norden kamen, konnte ich einiges an Informationen abgreifen und wir hatten wirklich einen sehr schönen Abend. Einer von ihnen (Jorge) kennt Marcus, den ich in El Calafate getroffen habe, sie sind einige Wochen zusammen gefahren. Kleine Radfahrerwelt!!
Ich kam mir unter diesen Langzeitreisenden vor als würde ich nur einen Tagesausflug machen! Dem ist natürlich nicht so!!!




Am nächsten Morgen ging es im späten Vormittag in Richtung meines ersten kleinen Andenpasses dem Paso Mamuil Malal (1207m). Die ersten 40km hatte ich Rückenwind und eine Durchnittsgeschwindigkeit von 20,5 km/h. Dann kamen 20 km Seitenwind, bei dem man sich schon provisorisch immer in Richtung Wind lehnte und ich 2 Mal auf den Seitenstreifen geschickt wurde und absteigen musste. Meist musste ich einfach nur lachen über das was ich da tue! Tja, und dann kamen noch 23 km "Headwind". Wenn der da ist, dann muss man einfach nur noch versuchen den Kopf aus zu schalten. Dies klappt ganz gut mit (klassisch) Musik, Motivationskeksen die man jede halbe Stunde verdrücken darf (ungewöhnlich) und Häuserbau im Kopf (verdammt seltsam). Völlig egal wie man die Zeit und das was man da tut vergisst, Hauptsache es hilft. Die Durschnittsgeschwindigkeit lag am Ende des Tages bei 15 km/h.


Auf eines ist bisher wirklich verlass. Ich erwartete an einer Straßenabzweigung ein Bushäuschen und zack, da stand es auch! Perfekt, vielleicht ein wenig zu klein, doch immer noch besser als mein Zelt irgendwie, irgendwo im Wind auf zu bauen! Ich schaute auf meinen Tacho und war auch der Meinung, dass es nach 83km für heute reicht!







Nach einer ruhigen Nacht, der Wind hatte sich beruhigt, brach ich um 7 Uhr in Richtung des Passes und des Vulkans Lanin (3768m) auf. Auf dem Weg hörte ich auf einmal ein lautes Geräusch hinter mir. Ich drehte mich um und da pinkelte ein Huemul hinter mir auf die Straße. Ich begrüßte es freundlich und versuchte es zu streicheln, was auch gelang. Es schien zahm zu sein. Doch nach unserer kurzen Begegnung machte es sich auch wieder vom Acker und hüpfte über einen Zaun und war nicht mehr gesehen!


 
Nach 2,5Std kam ich an einem Nationalparkinformationshaus vorbei und beschloss noch meine restlichen frischen Lebensmittel auf zu essen. Die Chilenen können an der Grenze sehr pingelig sein. Ich aß 3 Brötchen mit reichlich Käse.



An der 2 km entfernten Grenze lernte ich Bernd und Laura kennen. Bernd schon etwas älteren Semesters, doch bombenfit und Laura seine Tochter 14 Jahre alt und auch super fit. Auf der Abfahrt nach Pukon trafen wir uns immer wieder und fuhren auch einige Zeit mit einander. Die beiden kommen aus der Nähe von Hannover und Bernd ist Förster in Ruhestand und hat schon oft in Mittelamerika als Entwicklungshelfer gearbeitet. Unter anderem trainierte er in Honduras die dortige Radnationalmannschaft. Er war überrascht wie schnell man mit einem so schwer beladenen "LKW" fahren kann. Wir tranken auf dem Weg noch eine Cola zusammen und sie luden mich ein bei ihnen zu nächtigen. Auf dieses Angebot werde ich eventuell am Freitag dieser Woche zurückkommen, da sie 30km von hier in Villarica wohnen.





KM gesamt: 3050
Zeit auf dem Sattel: 227 Stunden
Höhenmeter: 34020

4 Kommentare:

  1. Hey Henne,

    Vielen Dank für Deine Geburtstagsgrüße! Hab mich riesig gefreut!
    Verfolge regelmäßig Deine Berichte und manchmal muss ich schmunzeln. In Paraguay ist es gar nicht so anders. An einige Dinge erinnere ich mich gut; den Wind, die Estancias, den MateTee... ;-)

    Ich wünsche Dir schöne Weihnachtstage (hier kommt bei 12 Grad plus übrigens auch keine Weihnachtsstimmung auf), einen guten Rutsch und weiterhin so eine tolle Zeit! Gib auf Dich acht...

    Viele liebe Grüße

    Becci

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    1. Gerne Beccilein!

      So weit ist das ja auch alles nicht auseinander, naja, Kilometermaessig schon, doch du verstehst schon!

      Wie du hier lesen kannst hatte ich wundervolle Weihnachtstage und auch einen guten Rutsch!

      Gruesse nach Muenster!!!

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  2. Ciao Rhabarber Henne,
    ich gratuliere dir zum 1. Platz des diesjährigem Photowettbewerbs " Menschen&Gemüse"!! Der Siegerpreis , ein Glas "Bad Schwartau Rhabarber Marmelade 250 ml" geht hiermit an dich , herzlichen Glückwunsch!!! Mein letzter Beitrag ist leider verschwunden! Macht aber auch nichts , da stand auch nur Quatsch drinn!
    Henne, ich geniesse deine Beiträge und wäre natürlich auch verdammt gerne dabei! Wünsche dir weiterhin viele glückliche Zufälle und schöne Begegnungen! Unser guter Onkel Arno hat uns grünes Licht für die zweite Porno-Peter-Tour Genua-Palermo 2013 gegeben!!
    Keep on cycling on on your cyclemachine! Dein Mofa Dieter

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  3. Hej Mofa Dieter
    Danke fuer deine Glueckwuensche! Ich hatte zum Glueck nicht so harte Konkurrenz. Ich hole mir das Glas dann bei dir abm oder bekomme ich es per Post nach La Paz oder San Pedro de Atacama!? Habe eber einen Kommentar von dir hier gefunden. Musst dann hier auf Kommentare klicken!
    Dass der Onkel unserer Wache wieder gutres fuer unsere 2-Rad-Tour gemacht hat finde ich PERFEKTO!!

    Ich freu mich jetzt schon riesig drauf!!

    I will cycle on in 2 hours or so!!!! Greets to HH

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