Kleine Begrüßung




Moin, moin!

Schön dass du auf unserem blog gelandet bist!


Aktuell berichten wir hier von unserem 1 jährigen Radabenteuer welches Ende Mai 2014 begann. Wir starteten in Hamburg und sind ganz grob gesagt in Richtung Osten, Südosten unterwegs. Der Plan ist es über Athen, die Türkei bis in den Südiran zu radeln und dann von Dubai aus einen Flieger nach Myanmar zu nehmen und dort weiter zu fahren. Doch Pläne sind zum ändern da...

Wenn man durch ferne Länder reist bekommt man automatisch mit dass in anderen Ländern andere, größere und tiefgründigere Probleme herrschen als wir sie aus Deutschland kennen. Wenn man diesen Menschen helfen möchte gibt es unserer Meinung nach 2 Möglichkeiten. Entweder man packt selbst aktiv mit an und versucht etwas zu bewegen, oder man wählt den bequemeren Weg und gibt den Menschen die die 1. Variante gewählt haben eine finanzielle Unterstützung. Auch wir haben uns für die 2. Möglichkeit entschieden und würden uns freuen wenn ihr "unser" Projekt unterstützt.
Bei Amnesty haben wir das Projekt ins Leben gerufen "Dani & Henne go east". Den Link findet ihr auf der rechten Seite unter der Überschrift "Brauchbare Links".


Doch nun wünschen wir einfach viel Spaß beim Verfolgen der Reise!!!

Samstag, 2. August 2014

Misafirperver

von Milos (Griechenland) nach Egirdir (Türkei)

Damit ich nicht 2 volle Tage an einem Blogbeitrag schreibe und ihr nicht 30 Minuten lesen müsst, habe ich mich entschlossen etwas zeitnaher unsere Erlebnisse nieder zu schreiben.
Auf der Insel Milos verbrachten wir eine wirklich schöne Zeit und wollten wenigstens einen Tag noch die Insel erkunden. Wir entschlossen uns dazu, dies auf eine nicht so anstrengende Art zu tun. Also mieteten wir uns einen Scooter. Leider hatten wir mit dem ersten Exemplar nicht ganz so viel Glück. 1. schlichen wir uns die Berge langsamer als mit dem Rad hoch und 2. hätte man bei diesem Gefährt den Bremsweg definitiv anders berechnen müssen, als man es damals in der Fahrschule gelernt hat. Nach einem 2 stündigen Ausritt gaben wir ihn zurück, bekamen wenigstens (nach ein paar klaren Worten) unser Geld zurück. Diesen Tag verbachten wir dann mit Zelt waschen, Räder auf Vordermann bringen und den Strand platt liegen.
 
Abendbrot




Dani beim Zelt waschen



 
Wir buchten eine Fähre auf die Insel Rhodos, die nahe des türkischen Festlands liegt. Da die Fähre knapp 26 Stunden mit ca. 7 Zwischenstopps benötigt, gönnten wir uns den Luxus eines Kabine.
Wir entschieden unsere Inselerkundung auf den Abfahrtstag zu verschieben, da das Schiff erst um 23:30 Uhr ablegen sollte. Unsere Sachen stellten wir bei dem Hostelbesitzer unter und erwischten diesmal zum Glück ein kräftigeres Modell von Scooter. Wir besuchten ein paar einsamere Orte der Insel und bemerkten, dass es bei weitem nicht auf der ganzen Insel touristisch ist.  Milos besitzt einige Offroad-Pisten, die ihren Namen wirklich verdient hatten, auf denen wir auch landeten; unter anderem in mitten einer Miene. Es ging steile, steinige, sandige Hänge hinauf und wir waren begeistert wie gut unser Gefährt das alles meisterte. Außerdem war es sehr entspannt mal wieder zu erleben, mit was für einem geringen körperlichen Aufwand (Drehung des Handgelenks) man Berge hoch kommen kann. Nachmittags machten wir eine kleine Wanderung zu einer Festung in der Stadt Plaka mit herrlichem Ausblick.
 
unsere Pension mit angegliederter Bäckerei


Miene in der wir uns verfahren haben



recht einsame Bucht



Ausblick von der Festung

Städtchen "Plaka"
 
Abends sattelten wir unsere Drahtesel und machten uns auf den Weg in das 10 km entfernte Adamas, wo unser Schiff ablegte. Auf der Hälfte der Strecke geriet mir einer meiner Zurrgurte der Radtaschen in die Speichen und verhakte sich scheinbar. Das Vorderrad blockierte, das Schutzblech wurde am Reifen hoch gezogen und die Nieten der unteren Befestigung rissen aus. Die Radtasche nahm jedoch am meisten Schaden, da hier eine Aufhängung (mit der man sie am Gepäckträger befestigt) komplett zerstört wurde. Das Schutzblech konnten wir wieder hin biegen (schlabbert nun ein bisschen mehr rum als normal) und die Radtasche musste erst einmal hinten Platz nehmen.  Doch wir erreichten pünktlich unsere Fähre und checkten in unserer Kabine mit Dusche und WC ein.
Wir schliefen gut und verbrachten den Tag auf dem Schiff mit schlafen, lesen und schreiben eines kleinen Zeitungsartikels für den heimatlichen "Postillon".
In Rhodos kamen wir um 2 Uhr nachts an und entschieden am Hafen zu nächtigen, da wir morgens um 9 Uhr versuchen wollten ein Schiff nach Marmaris (Türkei) zu nehmen. Wir fanden einen guten, überdachten Schlafplatz, doch leider war der Geräuschpegel höher als gedacht. Am Morgen erwischten wir das Schiff in die Türkei (1 Stunde Fahrzeit), was genauso teuer war wie unser 26 Stunden Kutter.  
 
Nächtigung im Hafen





Hafenabschnitt von Rhodos




















In Marmaris angekommen musste ich mich um die Befestigung der defekten Fronttasche kümmern. Doch das Problem war, dank der alles reparierenden Kabelbinder, schnell behoben. Nun ist die Tasche eben bis ans Ende der Reise mit dem Rad verbunden. Wir frühstückten und hatten dabei das Gefühl, dass man schon ohne jegliche körperliche Anstrengung von der Hitze gebrüht wird.
Durch den wenigen Schlaf waren wir schon von vorn herein schlapp, machten uns dann aber auf den Weg in das 60 km entfernte Mugla. Schon beim ersten Anstieg merkten wir, dass wir zu keinen Höchstleistungen fähig sind. Wir verspürten Übelkeit, Kopfschmerz, Hustenreiz und völlige Schlappheit. Bei einer Rast mitten am Berg bei der Dani zu mir sagte: "Ich schaffe das nicht bis Mugla!" kam ein älterer Türke extra von seinem "Stofftier-Esel-Verkaufsstand" zu uns, um uns eine Gurke zu geben.

Sehr "misafirperver" = gastfreundlich!!!

Die Gastfreundschaft dieser Nation sollten wir noch öfter erleben dürfen.
Also ging es mit Gurke im Bauch weiter nach oben und wir brachten die sich ziehenden Kilometer irgendwie hinter uns. Nach über 1100 Höhenmetern auf 60 km kamen wir in Mugla an und suchten, aufgrund unseres miesen Wohlbefindens, ein Zimmer. Es gestaltete sich nicht ganz einfach, doch jeder den wir ansprachen war überaus hilfsbereit und an einem Taxistand konnte natürlich auch jemand deutsch. Wir fanden somit unsere nicht grad schöne, doch klimatisierte Unterkunft um uns ein wenig zu erholen.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich weiter. Jedoch kamen wir dem Unwohlsein vom Vortag auf die Schliche. Wir hatten das Gefühl der Boden würde noch schwanken, immer noch. Mit diesem Bootsschwanken wollten wir die nächste Etappe nicht angehen. Wir verlängerten unseren Aufenthalt in Mugla um einen Tag und versuchten dem Körper wieder das Gefühl von festem Boden unter den Füßen zu vermitteln indem wir die Stadt zu Fuß erkundeten. Seltsam war, dass die meisten Geschäfte geschlossen hatten. Wir holten uns Information im WorldWideWeb und fanden heraus das gerade der Ramadan zu Ende gegangen ist. Und auf den Ramadan folgt das Seker Bayrami (Zuckerfest) für 3-4 Tage, wo alle Gläubigen mit ihren Familien feiern und die Kinder schulfrei haben.


so hoch mussten wir düsen

typisch türkisches "Ü"-Wort

Marktgelände vor unserem Hotel

Altstadt von Mugla


Suchbild (für Annika)




















An unserem 63. Reisetag saßen wir wieder fit auf den Rädern. Geplante Abfahrzeit war 8 Uhr, es wurde dank des gemütlichen Bettes 10 Uhr. Tagesziel war das 76 km entfernte "Kale". Da man auf unserer groben Karte das Höhenprofil einer Strecke schlecht einschätzen kann sollten wir heut überrascht werden. Den Ort "Kale" personifizierten wir und hatten das Gefühl "Kalle" würde vor uns weg laufen, da sich immer wieder ein Berg zwischen uns und ihn schob. Wir waren ein wenig sauer auf "Kalle", doch es half nichts. Wir machten so oft es ging mit einem Kaltgetränk Pause und gönnten uns zwischendurch einen Gözleme (dünnes Fladenbrot mit Kräuter-, Käsefüllung).
Nach 65 km hatten wir nur noch (sorry) pisswarmes Wasser und ich hätte mich fast übergeben müssen wenn ich es getrunken hätte. Vor einem Haus saßen ein paar Männer die ich nach kaltem Wasser fragte. Man bot uns einen Platz an und zum Wasser servierten sie uns frische, kalte Wassermelone. Es stellte sich heraus dass sie einen Kombijob aus Feuerwehrmann und Forstarbeiter haben. Zum Abschied bekamen wir eine gefrorene, 2 Liter Wasserflasche. Wir waren "Kalle" nun schon dicht auf den Fersen und holten ihn schließlich ein. An einer Tankstelle kauften wir Brot und bekamen die größte Tomate geschenkt die wir je gesehen haben. Die Nacht verbrachten wir in einem leerstehenden, abbruchreifen Haus! Nach diesem erneut sehr anstrengenden Tag standen 1400 Höhenmeter auf der Uhr.

Passhöhe 1030m


Kombiarbeiter

nirgends war Tempo ---- außer auf dem Keks

kurzweiliges zu Hause

Geschenkausbeute

In unserem neuen Heim schliefen wir aus und gingen so gegen halb 12 wieder unserer "Arbeit" nach. Wir hatten eine immer noch bergige, aber viel flachere Etappe als am Vortag vor uns. Wir steuerten den für uns ersten, auf der Karte eingezeichneten, türkischen Campingplatz an, der am Salda Gölü liegt. Die Vorstellungen waren recht weit von der Realität entfernt. Es war eher ein Picknickplatz, es gab eine Dusche mit kaltem Wasser und ein Klo bei dem die Spülung nicht so recht funktionierte, doch er kostete 0 €. Es war viel los, da der letzte Tag des Zuckerfestes war. Man muss sagen, dass die Türken noch campieren so wie man es sich im eigentlichen Sinne vorstellt. Sie fuhren mit ihren teils sehr alten Autos vor, packten eine Decke aus, schliefen auf Teppichen oder im Auto, machten Feuer, kochten Cay (Tee), sangen oder hatten laut Musik an.
Wir stellten uns jedenfalls mitten dazwischen, bauten unser Lager auf und ich fing an zu kochen. Die ganze Zeit wurden wir natürlich sehr beäugt. Jedoch nie unangenehm. Unser direkter Nachbar Erkan kam nach kurzer Zeit herüber und bot uns einen Cay an. Wir kamen ins Gespräch und ich versuchte ihm zu erklären wie unser Benzinkocher funktioniert. In unserem Wörterbuch zeigte er mir das Wort "Wunder". Tja, ein Benzinkocher für uns selbstverständlich, doch die Türken hatten alle ihren mit Holz zu befeuernden Ofen dabei! Mit Erkans Familie verbrachten wir den Abend und versuchten später bei lauter Musik ein zu schlafen.

Erdogan überall ---
Präsidentschaftswahlen am 10.08.2014



Campingplatz --- Salda Gölü

Salda Gölü


 Beim Frühstücken am nächsten Morgen war wieder "misafirperver" angesagt. Ich war noch im Supermarkt, als ich raus kam suchte ich Dani. Na, und wo hat sie unser Frühstückslager aufgeschlagen?! Ja, wo denn sonst; beim Teekannen- und Topfhändler im Lastwagen --- ist doch klar. Er sah wie Dani auf dem Bordstein saß und hat sie zu sich gewinkt. Kostenlos dazu gab es einen Cay und Feigen.
Weiter ging es durch relativ flaches Gebiet und wir wollten vor der Stadt Isparta einen Schlafplatz finden. Wir verschätzten uns mit der Größe der Stadt und waren plötzlich schon halb in ihr. Zum wild zelten etwas schlecht. Wir überlegten an einer Tankstelle auf einem Grünstreifen unser Zelt auf zu schlagen, entschieden uns dann aber dafür noch durch die Stadt zu fahren.
200m weiter, picknickte eine Familie in einem Park an einer Moschee. Wir sprachen sie an, ob es eventuell möglich sei in dem Park eine Nacht zu schlafen. Sofort boten sie uns süßes Gebäck an und man versuchte den Imam der Moschee zu erreichen. Man signalisierte uns dass die Übernachtung kein Problem sei und zeigte uns die Toiletten. Das Zelt war aufgebaut, unsere Kartoffeln gerade fertig gekocht, als der Imam mit einem jungen Dolmetscher auftauchte. Er fragte uns ob wir noch irgendwas brauchen, erkundigte sich über unsere Reise und wünschte uns eine gute Nacht.
Das ist - misafirperver -!!!
Gerne würden wir euch noch ein paar Fotos dazu zeigen, doch man hat manchmal das Gefühl dass eine Kamera auch Momente zerstören kann - oder es ist einem unangenehm.

Dani im Frühstücks-LKW



Gewürzehändler bei dem ich Pfeffer-Nachschub holte


einige Warmwassererzeuger und SAT-Schüsseln


Zeltplatz im Moscheepark

Der Muezzin weckte uns bei Sonnenaufgang und somit waren wir früh auf den Rädern. Beim Frühstück an einer Tankstelle änderten wir unsere Pläne und beschlossen in Egirdir an einem See einen Ruhetag in einem Hotel ein zu legen. Dieser Ort ist sehr schön, klein, ein wenig verschlafen und mit Hamam im Reiseführer beschrieben. Das war zu verlockend. Hier angekommen fanden wir ein wirklich angenehmes Hostel mit Hotelanbindung. Wir verliebten uns in eines der urigen Zimmer mit Seeblick. Nach 20 Minuten fiel dem Besitzer auf, dass dieses Zimmer leider doch schon reserviert ist. Nun hausen wir in dem teureren Hotelzimmer, ebenfalls mit Seeblick und zum gleichen Preis. Hier genießen wir die Ruhe dieser Kleinstadt... bevor es morgen weiter in Richtung eines 1660m hohen Passes durch das Sultan Dağları Gebirge geht. Dann möchten wir nördlich von Konya in Richtung Göreme nach Kappadokien radeln von wo ihr voraussichtlich das nächste Mal von uns hört! Leider hat das Hamam nach Renovierungsarbeiten momentan geschlossen!



Frühstück im Hostel

Link zu unserer bisher gefahrenen: Route


KM gesamt: 3732
Zeit auf dem Sattel: 243 Stunden
Höhenmeter: 23077

2 Kommentare:

  1. Es ist schön, wieder von euch beiden zu lesen! Ich wünsche euch viel Spaß, kaltes Wasser und Energie für die nächste Etappe.

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  2. Danke Andre, das können wir definitiv alles gebrauchen. Morgen brechen wir nach unserem 3 tägigem Hotelurlaub wieder in die Natur auf! Dann hört ihr wieder von uns!!!

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