von Erzurum (Türkei) nach Maku (Iran)
Mit viel Vorfreude auf den Iran verließen wir Erzurum. Leider begegneten wir auf dem Weg ein paar kleinen Jungs die uns Steine und Stöcke hinterher geschmissen haben. Wir fuhren 90 km und fanden einen guten Wildcampingplatz abseits der Straße.
Mit viel Vorfreude auf den Iran verließen wir Erzurum. Leider begegneten wir auf dem Weg ein paar kleinen Jungs die uns Steine und Stöcke hinterher geschmissen haben. Wir fuhren 90 km und fanden einen guten Wildcampingplatz abseits der Straße.
In der Nacht bekam ich etwas Schiss!
Ihr fragt euch wo vor? Leider mussten wir uns fragen wo nach?!
Abends
aßen wir noch standardmäßig unsere Nudeln mit Tomatensoße doch
gegen Mitternacht fing es mit wasserartigem Durchfall an zudem später
noch Erbrechen hinzu kam. In dieser Nacht musste ich ca. 15 Mal aus
dem Zelt. Morgens , völlig entkräftet, überlegten wir wie es
weiter gehen soll. Wir entschieden uns dazu, dass Dani alle Sachen
zusammen packt, wir uns zur Straße begeben und ein Auto anhalten um
in ein Hotel zu kommen. Auf dem 200 m langen Weg musste ich alle 30 m
Pause machen um wieder Kraft zu tanken. Dani holte ein Fahrrad nach
dem anderen zur Straße. Sie stoppte ein Auto und wir fragten ob es
im 6 km entfernten Horasan ein Hotel gibt. Sie bejaten unsere Frage
und wollten schon alle Sachen samt Räder in ihr kleines Auto laden
als ein Traktor mit Anhänger vorbei kam. Sie stoppten ihn und die
netten Männer luden ohne zu zögern unser Gepäck auf den Hänger.
In diesem Moment bekam ich meinen ersten Heulkrampf. Aus welchem
Grund weiß ich nicht. So etwas ist mir noch nie in meinem Leben
passiert. Ob ich einfach nur körperlich am Ende war oder nur ewig
dankbar dass diese Menschen uns halfen, ich weiß es nicht.
Jedenfalls folgte ein weiterer auf der Fahrt und der 3. und letzte
als wir abgestiegen waren. Am Hotel angekommen regelte ungewohnter
Weise bei uns alles die Frau. Ich fiel entkräftet ins Bett und
verließ die nächsten beiden Tage nicht das Hotel.
auf dem Weg der Besserung |
Das Restaurant nebenan, welches zu
unserem Stammlokal werden sollte konnte unseren Krankheitsverlauf
perfekt mit verfolgen. Am 3. Tag in diesem Ort fragten wir nach
Kartoffeln ohne alles. So etwas hatten sie leider nicht in ihrem
Angebot. Im Hotel wollten wir wissen ob wir irgendwo etwas kochen
können. Man wollte gleich wissen was wir denn genau vor haben und
bot uns an, fertig gekochte Kartoffeln zu besorgen. Wir nahmen das
Angebot an und bekamen sie direkt aufs Zimmer geliefert. Am nächsten
Tag kauften wir Kartoffeln, gaben sie dem Hotelbesitzer und bekamen
sie gebacken zurück, perfekt. Abends teilten wir uns sogar einen
Pide mit Käse im Restaurant. Den Tag drauf aß jeder von uns eine
Pide, mit Salat! Mir ging es wieder besser und wir wollten noch einen
Tag bleiben um wieder genug Kraft zum Radeln zu haben. Wider Erwarten
war Dani am nächsten Tag übel und nun war sie an der Reihe mit
Erbrechen und Durchfall. Nun pflegte ich Dani die nächsten 3 Tage
und ging jeden Tag fleißig Iskender Döner essen. Als Dani wieder
ein wenig Hungergefühl hatte kam sie zwar mit ins Restaurant, aß
jedoch noch nichts. Darauf den Tag waren wir wieder dort, Dani nahm
sogar eine Suppe zu sich. Jeder erkundigte sich immer nach unserem
Wohlbefinden und wir hatten das Gefühl dass alle um das Hotel herum
wussten wer wir sind. Selbst der Gemüse-Abwiege-Mann im Supermarkt
fragte nach Dani.
am Flughafen |
Und dann kam alles völlig anders als
„geplant“. Wir entschieden uns nach Hause zu fliegen, da ich mich
bei der Feuerwehr in Hamburg intern auf eine Stelle beworben hatte
und am 17.9. ein Test stattfinden sollte. Am Morgen des 8.9. viel die
Entscheidung, schon am Abend saßen wir im Flugzeug und am nächsten
Morgen skurriler Weise am Frühstückstisch meiner Eltern. Es war ein
wenig unwirklich nach 3 Monaten auf dem Rad innerhalb von 24 Stunden
wieder zu Hause zu sein. Doch wir genossen die Zeit sehr.
Wir aßen
heimische Nahrung was unseren Mägen sehr gut tat, spielten Karten
mit meinen Eltern, besuchten viele Freunde, die überrascht bis
erschrocken waren. Eine der lustigsten Begegnungen war mit „Bomber“.
Wir schlenderten durch den neuen Rewe in Lage. Er guckte von seinen
Einkaufszettel auf und musste 3 Mal hinschauen ob wir es sind!
Nach 4 Tagen in meiner Heimat düsten wir nach Hamburg wo wir Danis
Eltern einen Überraschungsbesuch abstatteten. Wohnen konnten wir bei
Danis Bruder Kay der uns sogar seine ganze Wohnung überließ. Dani
überfiel einige ihrer Freundinnen und ich schaute mal wieder
Bundesliga und Champions-League bei einem Weizen. Wir genossen diesen
nicht geplanten Heimatbesuch sehr und setzten uns am Donnerstag
wieder in den Flieger. Der Flug nach Istanbul hatte Verspätung.
Deswegen mussten wir einen Flug später nach Ankara nehmen. Im
Flugzeug sitzend sahen wir raus auf das Förderband welches in den
Frachtraum führte und entdeckten unsere aufgegebene Radtaschen. Wir
freuten uns daß sie mit an Bord ist.
Pustekuchen!
Der Mann am
Förderband wollte die Tasche scannen was wohl nicht funktionierte
und nahm sie bei Seite. Ich sagte sofort der Stewardess Bescheid die
uns versicherte sich drum zu kümmern. Weitere 5 Mal fragte ich nach
und man beruhigte uns, die Tasche sei an Bord. In Erzurum angekommen
warteten wir vergeblich auf unsere Tasche. Am Schalter für
Verlustmeldungen sagte man uns wir sollen am nächsten Morgen gegen
10 Uhr anrufen. Mit einer Deutschen die ebenfalls eine Verlustmeldung
aufgegeben hatte fuhren wir mit einem Taxi zu dem uns schon bekannten
Hotel. Am Morgen riefen wir beim Flughafen an und man bestätigte
uns, dass die Tasche dort sei und sie im Laufe des Tages in unserem
Hotel eintreffen würde. Abends um 7 riefen wir erneut an, da wir
noch keine Tasche in den Händen hielten. Man wollte uns auf den
nächsten Tag vertrösten, doch ich bestand darauf sie noch an diesem
Tag erhalten zu wollen. Abends um 22 Uhr war es soweit. Wir hatten
wieder Zahnbürsten, Ersatzspeichen & Anziehsachen.
Am folgenden Tag ging es endlich wieder zu unseren Rädern, die in dem
Hotel in einem Vorratsraum untergestellt waren. Wir bedankten uns bei
den Hotelbesitzern mit einem Paket Baklava und verließen den uns
doch etwas lästig gewordenen Ort so schnell es ging.
unsere Krankenpfleger |
Wir waren super glücklich nach nun 3 Wochen Abstinenz wieder auf den
Rädern zu sitzen. Man hupte uns freundlich zu, ein iranischer LKW
hielt an und seine Familie machte mit uns ein Foto. Das Geschenk, was
uns als sehr energiereiche Nahrung von unserem Hotelbesitzer
angepriesen wurde, uns leider nicht schmeckte, schenkten wir dem
Schafhirten Halil. Er nahm es so selbstverständlich an, als würde
er jeden Tag solch ein Geschenk bekommen. Abends fanden wir den
bisher schönsten Zeltplatz in einem kleinen Tal neben einem Bach.
genialer Schlafplatz |
Hier in der Osttürkei wurde es nun schon kälter und wir erwischten
zudem einen regnerischen Tag und mussten zum ersten Mal unsere
Regenhosen anziehen. Auf einer zügigen Abfahrt sprang ein Mann immer
wieder auf die Straße. Ich entschied mich auf ihn zu zu fahren, was
auch gut ging. Dani wich ein wenig aus, doch ihr warf dieser Idiot
noch einen Stein hinterher, der sie glücklicherweise nicht traf. Wir
wissen nicht was in solch einem Kopf vor sich geht.
kurze Radbekanntschaft |
Nachmittags machten wir aber auch wieder angenehme Bekanntschaften.
Zuerst wurden wir an einer Tanke zu einem Cay eingeladen, dann trafen
wir zwei Türken aus Istanbul auf Mountainbikes. Ali erzählte, dass
er als Arzt hier arbeitet und Mohammad beim Militär. Sie seien beide
von der Regierung hierhin zwangsversetzt worden, für 1,5 Jahre. Sie
erzählten, dass sie hier im Osten der Türkei auch starke Abneigung
gegen sie, die aus dem westlichen Teil der Türkei Kommenden,
verspüren. Mohammad antwortet auf die Frage nach seinem Beruf schon
nicht mehr wahrheitsgemäß, sondern gibt an Lehrer zu sein. Sie
luden uns zu sich nach Hause ein, was wir dankend ablehnten, da wir
uns gerade 10 km gegen den Wind gekämpft hatten und diese hätten
zurück fahren müssen.
Am nächsten Tag gab es erneut eine spannende Begegnung mit einer
jungen Kurdin, die aus Agri stammt, aber nun dem Willen ihres Vaters
nachkommt und in Madin Philosophie studiert. Sie sprach uns an einer
Tankstelle an und erzählte recht frei aus ihrem Leben. Wir hatten
mal die seltene Möglichkeit einer jungen Frau Fragen zu stellen. Sie
erzählte, sie genieße die Zeit in Madin, da sie dort „frei“ sei,
sie mal Computer spielen könne, was sie zu Hause nie durfte. Sie
meinte, sie würde liebend gern ohne Kopftuch herum laufen und im
Ausland arbeiten, doch dies alles wohl nicht möglich sei, da ihr
Vater sie bald verheiratet wird. Dies alles sagte sie mit einem
Lächeln. Wir fragten, ob ihr Vater es erlauben würde mit uns zu
sprechen, da wir zuvor hörten, dass unverheiratete Frauen nicht mit
fremden Männern sprechen dürfen. Dies verneinte sie stark und
meinte:“ Auf keinen Fall!“ Es war spannend und traurig zugleich
diese Informationen aus erster Hand zu bekommen.
Am Nachmittag riefen uns ein paar Jungs „Hello,hello!“ zu und wir
grüßten zurück. Wieder einmal sollte es keine angenehme Begegnung
werden. Sie warfen uns recht große Steine hinterher wovon zum Glück
nur einer unsere Radtasche traf. Ich hätte diesen verzogenen Kindern
am liebsten den Hals um gedreht. Vorher haben wir schon von diesem
„osttürkischen-kurdischen-Phänomen“ gelesen, doch da dachte ich
immer, dass kleine Kinder auch kleine Steine werfen würden. Dem ist
nicht so: Kleine Kinder werfen große Steine.
3 km lange LKW-Schlange an der Grenze |
Nach diesem erneuten negativen Erlebnis wollten wir das Land nun doch
schleunigst verlassen und in den viel gelobten, äußerst
gastfreundlichen Iran einreisen. Zum Abend kamen wir an der Grenze an
und fuhren an einer 3 km langen LKW-Schlange vorbei. Die Abwicklung
bei der Einreisen verlief schnell und größtenteils unkompliziert.
Wir waren sehr glücklich endlich im Iran angekommen zu sein.
In der
20 km von der Grenze entfernten Stadt Maku wurden wir, gefühlt von
jedem 2., in der Stadt willkommen geheißen. Da es hier sehr
besiedelt ist und wir keinen passablen Wildcampingplatz fanden hausen
wir nun in einem Hotel. Leider sind hier einige Internetseite
gesperrt und wir wissen noch nicht wie es mit dem Blog in dieser Zeit
funktioniert. Wir werden nach Möglichkeiten suchen…
Zeit im Sattel: 351 Stunden
Höhenmeter gesamt: 33743
Gratuliere euch seeeehr zu eurem tollen Erlebnis! Viel Spaß noch! Klara (aus Ö)
AntwortenLöschenBesser spät als nie! Danke dir Klara... du kannst alles bestimmt bestens nach empfinden. Sobald ich daheim bin werde ich gemütlich euer Buch lesen, da freu ich mich jetzt schon drauf!!!
LöschenHallo Henrik,
AntwortenLöschenmit Freude haben wir erfahren , dass ihr gesundheitlich wieder top fit seid und auch der Hamburg - Trip erfolgreich war. Herzlichen Glückwunsch!!! Zum Ober...und vor allem zum Geburtstag!!! Lass dir auf die Entfernung alles Gute wünschen ,vor allem eine glückliche Weiterfahrt. Möge die erwartete Gastfreundschaft zutreffen !
Hoch die Tassen , liebe Grüße an Dani
alle Hennls
Hallo Henrik , habe gerade euren Blog gelesen , hatte mich aber auch schon zwischenzeitlich gefragt , warum es so lange ruhig um Euch war! Jetzt weiß ich es und freue mich, dass es Euch wieder besser geht und Ihr einen kurzen Heimataufenthalt hattet und u.a.auch frische Kräfte zu tanken! Weiterhin viel Spaß - bin gespannt wo Du Donnerstag deinen Geburtstag verbringst! Gruß Uwe& Kerstin
AntwortenLöschenHej Uwe, schon lustig dass sich Leute Gedanken machen, wenn eine gewisse Zeit nichts auf dem Blog passiert! Doch nachvollziehen kann ich es! Mein Geburtstag war nun nicht wirklich der spannendste Tag unserer Reise, doch darauf kommt es auch absolut nicht an. Die ganze Reise ist ein riesiges Geschenk, dass wir jeden Tag genießen!
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